Die ‘Spielregeln’ in der Welt der Toros und Toreros sind für viele von uns unergründlich. Haben wir, als Aficionados, uns die Regeln und den Ablauf einer Corrida verinnerlicht, haben wir erst einen kleinen Teil dieser Welt erobert. Es gibt viel zu lernen. Ein Bestandteil, ist das Wissen um die Regeln, geschieben und ungeschrieben, wie sie sind. Eine der ungeschriebenen Regeln, ist das Schweigen. Trennen sich zum Beispiel ein Apoderado und sein Torero, gibt es eine nette Pressemitteilung, in der es heißt, das man sich in aller Freundschaft getrennt habe. Selten kommt ans Licht, was der wirkliche Anlass der Trennung ist. Hier muss man als Interessierter lernen, zwischen den Zeilen zu lesen und die vergangene Saison analysieren. Ein junger aufsteigender Torero, der in der Vergangenheit von einem der großen Empresarios gemanagt wurde, hat nun einen Apoderado, der zwar bekannt, aber wenig beliebt ist. Die Folgen konnte man in dieser Saison deutlich sehen, er hatte weniger Corridas, für einige große Events wurde er gar nicht gebucht. Die Mehrzahl der Aficionados bekommen von diesen Geschichten wenig mit. Ein hochkarätiger Apoderado investiert zunächst in einen Torero. Investiert Zeit und vor allem Geld. Denn in der Welt der Tauromaquia gibt es nichts umsonst, es sei denn, man ist eine „Figura“. Alle anderen müssen zunächst mal Geld mitbringen, um an Tentaderos teil zu nehmen, oder einen Platz in einem Cartel zu bekommen. Der schöne Lichteranzug, die Paradecapa, Reisen, Cuadrilla, Trainingsmöglichkeiten und die verdienstlose Zeit, sind Kostenfaktoren, die ein ‘normaler’ Torero am Anfang seiner Karriere selten selbst stemmen kann. So ist also der erste Apoderado eines Toreros von größter Wichtigkeit. Daran hat sich seit ‘El Pipo’s Zeiten nichts geändert. (El Pipo managte erfolgreich die Karriere des mittellosen El Cordobes) Hat ein Manager es fertiggebracht, seinen Schützling in die erste Rige der Toreros zu katapultieren, beginnt er zu verdienen. Mitunter scheiden sich hier die Geister. Hat der Torero nicht genug eingebracht? Hat der Apoderado nicht die beste Bezahlung für den Torero aus den Verträgen heraus geschlagen? Oder hat er sich übermäßig selbst bereichert? Vielleicht kommt auch so mancher junge Torero auf die Idee, das man sich nun, wo man in der ersten Liga mitspielt, den Manager sparen kann? Viele Antworten auf diese Fragen kommen erst in der Zukunft ans Licht. Einiges kann man herausfinden, in dem man zwischen den Zeilen der Pressenotizen ließt Ein anderes Schweigen wird gelegentlich gebrochen, man nennt es ‘Rumores’, Gerüchte. Die Gerüchteküche ist ein beständiger Quell von Wahrheiten und Halbwahrheiten. Mitunter gelangen die Gerüchte an die Presse, was unangenehme Folgen für die Beteiligten haben kann, denn Vieles, was hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird ist bis zur offiziellen Mitteilung vertraulich. So auch die Meldung, das sich im kommenden Jahr, ein Matador der Spitzengruppe, aber noch keine ‘Figura’, sechs Stieren verschiedener Ganaderias stellt, die alle zu den ‘Encastes duras’ gezählt werden. und das Ganze soll sich in Las Ventas, der ersten Plaza des Mundo taurino abspielen. So darf man gespannt sein, wie sich die Cartels für San Isidro im nächsten Jahr gestalten. Kommt es zu dieser „Gesto“ (Geste), zu dieser „Gesta“ (Heldentat)? Natürlich hüte auch ich mich, Namen zu nennen, denn dies könnte Konsequenzen haben, denn mittlerweile bin ich Teil dieses ‘tauromagischen’ Spiels. Eine weitere, ungeschriebene Regel dieses Spielchens besagt, das der Torero, der bei einer Feria triumphiert hat, in der nächsten Temporada fest gebucht ist. Wer sich auskennt und über Jahre die Ferias und ihre Resultate verfolgt hat, weiss, das auch diese Regel gelegentlich gebrochen wird. Liegt es in diesem Fall daran, das der Torero an Beliebtheit eingebüßt hat? Oder daran das ein Anderer weniger Bezahlung verlangt? Kann man den Apoderado dieses Toreros nicht leiden? Oder will der Züchter diesen nicht mit seinen Tieren sehen? Oder dulden die anderen Konkurrenten diesen Namen nicht in ‘ihrem’ Cartel? Viele Gründe, viel zu ergründen... Einen Schritt in die richtige Richtung macht der Züchter Victorino Martin. Auf seiner Web-Seite hat er nun zusammen mit Vimo seinen eigenen Videokanal. Hier kann sich der interessierte Aficionado das tägliche Leben mit den Stieren ansehen. Es sollen Videos dort eingestellt werden, welche die verschiedenen Arbeiten im Campo zeigen. Ein guter Anfang interessierten Menschen einen Zugang zu dieser Welt zu ermöglichen. Zu sehen unter: www.victorinomartin.com
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COLINColin C. Ernst, geb. in Deutschland, lebt in Spanien. Aficionada practica. Ehemalige freie Mitarbeiterin der Ganaderia Victorino |