‘Unsere’ Toreros vor den Hörnern der Stiere... Um halb Fünf am Nachmittag wird man nervös, um ‘Cinco de la tarde’ zählt man Minuten an der Hand ab.
Paseillo, kurzes Aufwärmen mit der Capa und dann stürmt der Toro aus dem Toril ‘unserer’ Plaza und ein Mensch aus Fleisch und Blut, den wir kennen stellt sich ihm in den Weg.
Blick auf die Uhr, das erste Tercio müsste vorbei sein... Schweigend sitzen wir auf dem Balkon, Meilen weit entfernt vom Geschehen, wie viele Frauen und Eltern der Toreros. Tercio de Banderillas... In der Hand ein kleines Medaillon mit der Macarena, der Schutzheiligen der Toreros.
Wir haben Antonio Caro Gil einmal gesehen, er hat uns gefallen, aber wir kennen ihn nicht persönlich.
Die Zeit wird genutzt um die Katze zu beobachten, während wir in Gedanken bei ‘unserem’ Novillero, Eloy Hilario sind. Lieber Gott, lass alles gut gehen. Eloy wird sich gewiss mit der Capa auf die Knie begeben, Largas cambiadas, oder Portagayola.
Mein Mund wird trocken. Er wird die Banderillas selbst setzen. Das kann er wie ein Padilla oder ein Escribano. Und dann ist man schon im Tercio de Muleta, vergisst alles gelernte über die Kunst des Toreo, sondern hofft nur noch, das die Estocada gelingt. Das sie effektiv ist und das sich kein Horn in seiner hellblauen Traje verfängt. Eloy hat seine Sache gut gemacht. Zwei Orejas für unseren jungen Freund, aber das erfahren wir erst Stunden später. Zwei Stunden zwischen Hoffen und Bangen um das Leben und den Triumph unserer Freunde. Wir reden nicht darüber. Wir schweigen und verweigern bösen Ahnungen den Zugang. Wir sind auf einmal abergläubisch geworden. Die Macarena und das Sträußchen Rosmarin, Romero, für jeden Torero einen, auf dem Tisch.
Das ist das Wichtigste.
Über verlorene Trophäen kann man sich später auslassen, wir wollen nur wissen, ob alles Gut gegangen ist. Natürlich ist so früh noch keine Notiz im Netz, frustrierend. Mutti (und mich) beruhige ich: Wenn etwas passiert wäre, käme diese Nachricht schnellstens über den Ticker.
Weitere Stunden des Wartens vergehen, bis endlich die erlösenden Nachrichten kommen: Antonio Jose Blanco: Zwei Orejas und zwei Orejas, Caro Gil: Oreja und Oreja, Eloy Hilario: Zwei Orejas und Ovation.
Unsere Freude ist groß, ‘unsere Jungs’ haben die Puerta grande geöffnet und keiner ist verletzt. Nun können wir gratulieren und verabreden uns für den Montag zu einem klärenden Telefongespräch, Antonio und Eloy sollen nun ihren Triumph erst einmal genießen. Über die liederliche Berichterstattung in der Taurinopresse rege ich mich auf.
Das Jose Tomas am Sonntag in einem Tendido von Las Ventas saß, wurde in sekundenschnelle in allen Medien berichtet, das sich drei Toreros aus der dritten Reihe, für eine gute Sache gratis vor die Hörner stellen, ist fast mit keinem Wort erwähnt. Auch meine ‘Nachlese’ muss etwas warten, denn ich möchte mehr erfahren...