Diese Ganaderia ist unter den Toreros sehr beliebt, denn ihre Exemplare versprechen die Möglichkeit sich zu entfalten, vor den Hörnern der Stiere. Nicht das sie ungefährlich sind, auch sie suchen am Ende nach dem Gegner. Aber sie haben eine Art, den Kopf in die lockenden Tücher zu senken, die es dem Torero erlaubt, kunstvolle Schwünge mit der Muleta auszuführen.
Mit Eloy Hilario und dessen Vater ging es in Richtung Medina Sidonia-Viejer de la Frontera, vorbei an Ganaderias wie die von Fermin Bohorquez. Vorbei an Weiden voller Toros bravos. Das hat schon etwas grandioses. Die Kolosse stampfen im Zeitlupentempo an einem vorbei. Man mag kaum glauben, das ihre Antrittsgeschwindigkeit die eines Rennpferdes übertrumpfen kann.
Zusammen mit vier anderen Novilleros warteten wir nun auf die Erlaubnis dem Tentadero beizuwohnen.
Mit dem Fotografieren muss man sich mittlerweile zurückhalten. In dieser Plaza de Tientas wirft man Schatten ins Ruedo, wenn man sich bewegt, was die Tiere irritieren kann. Dies ist nicht gern gesehen. Ein Tentadero kann in Stunden der Unbeweglichkeit ausarten. In anderen Ganaderias hat man die Sonne direkt vor der Linse, so das wenig zustande kommt, mit der Kamera.
Trotzdem wurden die Muletas und Kameras mit zur Plaza de Tientas genommen, die Hoffnung stirbt zuletzt. Unter den Wartenden war auch Jose Ruiz Munoz, ein Talent, welches ich seit zwei Jahren im Auge habe. Seine Verwandschaft zum großen Curro Romero hat sich nicht unbedingt als förderlich erwiesen, vielleicht vergleicht man ihn mit der Figura...
Als der Züchter sie ‘freigab’, die Plaza zu verlassen, ließ sich der Großneffe von Curro Romer nicht zwei Mal bitten. Mit dem ersten Kontakt, dem Zitieren, hater er das Tier da wo er es haben wollte, vier Pases von Qualität, mehr musste ich nicht sehen. Ich schätze alle haben es gesehen...
Was ein Matador und ein anderer Aspirant nicht vermitteln konnten, erledigte er in vier Handstrichen. Entgegen der Anweisung des Züchters, das Tier lediglich aus der Tür zu locken. Mir hat das gefallen. Die restlichen Novilleros der ‘Tapia’ kamen danach garnicht mehr zum Zuge, welchem Torero, welchem Großvater gefällt es schon, wenn ein ‘Anfänger’ in ein paar Momenten etwas kreiert, wozu kein anderer an diesem Nachmittag in der Lage war?
Ich sehe keinen, der ihn ‘ersetzen’ könnte.
Ein Jabonero claro fällt mir ins Auge, aber nein, ‘mein Toro’ ist mit keinem seiner ehemaligen Weidegefährten zu vergleichen.
Wie immer genieße ich diese Momente, in denen ich die Stiere einfach nur beobachte. Die Becerras, Vaquitas in den Pferchen, wo sie vor der Tienta, der Zuchtprüfung , warten. Wie sie mich, oben auf der Mauer beobachten...
Die Stiere auf der Weide, welche mir mit den Blicken folgen...
Die Augenblicke, in denen sich die Vaca, der Novillo auf das rote Tuch konzentriert, indem ein Schwenker mit dem Handgelenk den Angriff auslößt... Faszinierend, all dies aus nächster Nähe zu erleben.