Morgens Training im Toreo de Salon, wo ich mehr hinter der Kamara stehe, als das ich selbst die Trastos zur Hand nehme. Ich ‘stehle’ gewissermaßen mit den Augen und gespitzten Ohren, was, warum, gemacht wird. Nachmittags steht die ‘Nachlese’ an, Analyse, Gespräche über Erlebtes und Gesehenes, studieren der Fotos und Videos, um das Toreo zu verbessern.
Neben dem Novillero Eloy Hilario, begleite ich auch Alvaro Sanlucar beim täglichen Training mit Manuel Soto. Das inspiriert, aber es ist auch ermüdend. Dann ‘mal eben’ etwas zu schreiben, nur um diesen Blog zu füllen, gefällt mir nicht.
Heute hatte ich Gelegenheit, mir einen geheimen Traum zu erfüllen... Banderillas setzen.
Jeden Tag sehe ich die Banderilleros von Sanlucar mit dem Karren trainieren, mache Fotos, registriere jede Bewegung. Ich bin ein Fan des zweiten Tercio, dem mit den Banderillas. Mein Vorbild ist Maestro Francisco Espla. Viele meiner Freunde hier, in Sanlucar, sind Banderilleros, Mambru bei Juan Padilla, Diego Jimenez war in der Cuadrilla von Ivan Fandino, Manuel Soto bei Angel Jimenez. Von ihnen lerne ich viel.
An diesem Morgen wurden die Tücher bewegt, es gab kein Limit, die Plaza war die unsere. Mehr zum Spass holten wir den Karren zum Banderillerotraining aus dem Toril. Eloy und sein Vater sind sehr erfahren im Setzen der ‘Palos’. Der Mexikaner hat eine Ewigkeit keine Banderillas in der Hand gehabt. Seine ersten Versuche waren ein klarer Fehlschlag. Aus Spass lud man mich ein, es auch einmal zu versuchen. Ich wollte schon ablehnen, aber am Ende siegte mein Traum, es wenigstens zu versuchen.
Tausend Mal gesehen, ändert sich alles in dem Moment wo man vor den Hörnern steht. „Was solls“, dachte ich, „probieren wir das mal“. Manuel Soto hatte mir einmal erklärt, wie man die Palos sicher in der Hand hält, Eloy hatte mir gezeigt, wie man die Holzstäbe zusammen hält, im Moment wenn man sie setzt. All dies zu koordinieren, in wenigen Sekunden, ist schon eine Aufgabe. Dabei den ‘Toro’ zu zitieren, ihn laufend zu kreuzen und im rechten Moment auszuholen um die Palos im Morillo zu platzieren, eine Unmöglichkeit, dachte ich. Geistig und Moralisch bereitete ich mich auf ein Desaster vor.
Der Aufprall ist heftig, Handflächen und Handgelenke bekommen dies zu spüren. Natürlich bin ich nicht so schön in die Luft gesprungen, wie es die Profis tun, ich hatte genug damit zu tun meine Arme und Beine zu mit der Geschwindigkeit des Angriffs zu koordinieren. Aber ich habe es geschafft!!! Drei Paar Banderillas habe ich am Carreton gesetzt, da wo sie hingehören. Ein leichtes Grinsen kann ich mir nicht verkneifen, denn ich habe Matadores de Toros gesehen, die nicht ein Mal getroffen haben. Der geneigte Leser verzeihe mir meine kleinen Anfall von Stolz. All dies mit einem wirklichen Toro zu tun, ist eine andere Sache...