Man erzählte mir, das über diese Feiertage, welche hier fast vom 6. Dezember (Santa Claus) bis zum 6. Januar (Los Reyes magos) dauern, auch viele Toreros eine kleine ‘Auszeit’ nehmen. Wer nicht grade eine Verpflichtung in Südamerika hat, nutzt die Zeit, um sie mit der Familie zu verbringen. Das intensive Fitnesstraining wird heruntergefahren, manche torerieren mehr zum Vergnügen im Campo, alles wird etwas ruhiger angegangen. Ich denke das die Toreros sich das verdient haben. Die weniger beschäftigten Toreros nutzen die Zeit allerdings, um sich frühzeitig auf die Saison vorzubereiten. Während El Juli & Co. schon einige Verträge unter Dach und Fach haben, wissen diese noch nicht, ob sie überhaupt ein Cartel haben. Also sehen sie zu, das sie für den Fall der Fälle optimal vorbereitet sind.
Ich nutze dies ebenso aus. Oft waren mein Freund Eloy Hilario und ich in den Morgenstunden allein in der Plaza, so das wir ungestört quer durch das ganze Ruedo ‘torerieren’ konnten. Da werden Quites ausprobiert, welche man vor der Konkurrenz nicht zeigt und mir blieb Zeit, mich in aller Ruhe auf das letzte Training mit den Aficionados vor zu bereiten.
Im Fitnesstraining kann ich mittlerweile schon recht gut mithalten. An diesem letzten Tag ließ unser ‘Professor’ uns machen, wonach uns der Sinn stand. Zeit also, um das gelernte umzusetzen. Meine Freunde glänzten mit Chiquelinas, Tafaleras und anderen Quites, in der Muleta sah man Trincherazos, Torero in redondo und andere schöne Sachen. Manuel Soto korrigierte und lobte wo es angebracht war. Und zeigte uns einige neue Sachen, welche die großen Meister irgentwann in ihrem Reportroire hatten. Er führt dies mit einer natürlichen Eleganz und Toreria aus, das ich ganz neidisch werde - So möchte ich auch mal mit den Trastos umgehen können...
Aber noch backe ich ‘kleine Brötchen’. Meine Capa schwinge ich faltenfrei, die Dehungen der Handgelenke sind fließender geworden, das ist schon mal eine Basis. Auch ist meine Position vor den Hörnern nun die Korrekte und ich lenke den PseudoStier auf beiden Seiten richtig zur Mitte der Plaza. Nach einigen Delantales und Veronicas, ein ‘Remate’ mit einer Media Veronica und einer Revolera gelingen fehlerfrei. Das Lob meiner Mitstreiter macht mich verlegen.
Aber dann lasse ich meiner Inspiration einfach freien Lauf und es gelingen recht anssehnliche Pases mit Handwechseln inklusive, in der Mitte des Ruedos. Das Komando zum ‘Pase de Pecho’ stoppt mich aprupt - so weit war ich mit meiner ‘Faena’ noch gar nicht. Ich muss über mich selbst lachen, verliere die Position gegenüber dem ‘Stier’. Unser Lehrer hilft mir, auf den Boden der Tatsachen zurück zu finden und ich entlasse meinen Trainingsstier mit dem geforderten Pase de Pecho.
Ich habe festegestellt, das es schwierig ist, sich auf die Geschwindigkeit und die Art des Angriffs meiner gehörnten Trainingskollegen einzustellen.
Ich hatte in diesen Tagen ein Mal mit einem Hund geübt, der Capa und Muleta nachjagte, den konnte ich leichter einschätzen, als diese zweibeinigen Toros.
Es war ein befriedigendes Erlebnis, endlich mal mehr als ein, zwei Pases auszuführen. Ich verstehe nun, wie ein Torero sich selbst vergisst, wenn er einen guten Toro in den Tüchern hat - da mag man gar nicht aufhören. Den Preis dafür bezahle ich bereits auf dem Heimweg. Die Muskeln und Sehnen beginnen mit ihrem Protest, die Hüften schreien nach dem Sofa und der Rücken fordert besonders weiche Polster. Trotzdem muss ich innerlich grinsen, es hat so viel Spass gemacht, das ich diesen Preis gerne zahle.
Video von verschiedenen Quites von YouTube.