Während ich die Toreros in der Plaza beobachte, beim Toreo de Salon, lässt mich eine Frage nicht los. Wie sehen Sie den Toro in der Plaza? Vom Tendido aus, oder vor dem Fernsehen, hat man ja einen netten Überblick, aber im Ruedo selbst hat man einen anderen Blickwinkel. Dies habe ich mehrfach selbst festgestellt.
Ein wichtiges Kapitel ist die Quarencia des Stieres, seine ‘Zona de Comfort’, die Region in der Plaza, wo er sich am sichersten fühlt. Kenntnis ob dieses Verhalten, ist die Basis jeder Faena. Der geneigte Leser selbst hat eine Querencia, eine Zone wo er sich wohl und sicher fühlt. Das mag die nähere Umgebung der Wohnung sein, das Viertel in dem er zu Hause ist. Muss er unerwartet aus dieser Zone heraus, fühlt er sich oft etwas unwohl.
Dies hat zwei Vorteile. Zum Einen ist dort der Toro nicht so wüst und gewalttätig. Zum Andern kann man ihn dort ‘belohnen’. Wie? - Indem man ihn am Ende der Pases in Richtung seiner Querencia entlässt. Dies ist der Schlüssel zur Schönheit so manches Remates, des Abschlusses nach einer Serie mit Capa und Muleta. Hier entsehen diese zauberhaften ‘Media Veronicas’, die Trincherazos, oder der Pase de Pecho.
Steht der Toro in seiner Lieblingszone, nahe an der Bande, ist es ein Unding, die ‘Palos’ zu setzen, denn der Stier kürzt dem heraneilenden Banderillero den Weg ab. Lebensgefährlich. Also versucht man den Toro innerhalb der zweiten Linie, mittig zu plazieren, wo der Banderillero genügend Raum nach links und rechts hat, um die Banderillas zu plazieren. Oder, wie so mancher Künstler, wie Manuel Escribano, den Toro fast zu umrunden um dann lebensgefährlich die ‘Palos’ al Quiebro, nahe an der Bande zu setzen. All dies setzt eine wirkliche Kenntnis, das klare Erkennen der Querancias des Tors voraus. Was von oben, oder vom Sessel aus, ganz einfach aussieht, ist auf dem Boden der Tatsachen, vor den Hörner des Stieres Etwas ganz anderes.