Das betrifft besonders Corridas, zu denen man erwartungsvoll von weit her angereist ist, Hotel und Entradas teuer bezahlt hat. Und dann sieht man sein ‘Idol’, wie er schneller zum Degen greift, als man selbst die Reise gebucht hat.
In diesem Jahr waren davon besonders einige Fans von Morante de la Puebla betroffen. Früher waren es besonders Rafael de Paula oder Curro Romero, die den Zorn der bezahlenden Zuschauer auf sich zogen, wenn sie nicht das Schauspiel präsentierten, welche sich die Aficionados im Vorfeld ausgemalt hatten.
Einer der einen gewissen Spass daran hatte, die Fans seiner Konkurrenten auf die Palme zu bringen, war in seiner aktiven Zeit der Maestro Luis Francisco Espla.
Kaum zu überhören waren die kritischen Rufe aus den Tendidos, besetzt mit Fans seines beliebten Kollegen. Nichts, aber auch gar nichts konnte er ihnen Recht machen. Respektlos das Gebaren der Aficionados. Also ‘rächte’ er sich an ihnen auf seine Art.
Nach ein paar Pases mit der Muleta, bei seinem letzten Toro, drehte er sich zu den Schreihälsen um und machte eindeutige Bewegung mit der Hand. Daumen und Zeigefinger dezent erhoben, welche das Geldzählen anzeigen und das symbolische Einstecken der Scheine in die Brusttasche seiner Traje, waren eine Beleidigung für die empörten Fans des Kollegen des Cartels. Das hieß, er würde das Geld für die Corrida kassieren, ohne sich weiter zu bemühen. Geld, welches ja vom pöbelden Publikum bezahlt wurde für diese Corrida. Ohne Worte, holte den todbringenden Degen vor der Zeit, entledigte sich seines Gegners. Ende der ‘Vorstellung’.
Die aufgebrachten Fans wollten ihn danach, auf seinem Weg zum Wagen der Cuadrilla zur Rede stellen, aber auch dies hatte der klevere Torero vorausgesehen. Er suchte einen der anwesenden Polizisten der Guardia Civil, der ihn vor der Corrida um ein Autogramm gebeten hatte. Nun bat er diesen ihn zum Bus zu begleiten, wo er ihm mit Freuden ein eigens signiertes Foto geben würde. Der Polizist, hocherfreut, begleitete den Maestro, vorbei an den Gift und Galle spuckenden Aficionados, zum Wagen. Als man an diesen vorbeiging, konnte Espla es sich nicht verkneifen, diese ironisch freundlich zu grüßen und ihnen einen guten Tag zu wünschen. Die Fans seines Kollegen waren außer sich vor Wut, aber sie konnten nichts unternehmen, angesichts der Präsens des Guardia Civil und des zufrieden lächelnden Maestros.
Das merke ich sogar hier, beim morgendlichen Training in Sanlucar. Da wird mit der Lupe seziert, Wer Wen Wann begrüßt, wer wem beim Toreo de Salon einfach den Platz vereinnahmt, um selbst besser trainieren zu können.
Oder wer sich ungefragt in ein Gespräch einmisscht, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Alles sehr delikat, da gibt es ungeschriebene Regeln, welche, nicht eingehalten, zu Konfontationen führen können. Und die Überschrift zu diesem Kapitel ist: Respekt!
Hier ein Videoausschnitt von der Kunst eines Luis Francisco Espla, beim Setzen der Banderillas in der ‘Corrida des Jahrhunderts’, mit Toros von Victorino Martin von YouTube, sehenswert. Nicht nur die Quites seiner Kollegen, sondern vor allem sein Part mit den Banderillas.