Zu Beginn präsentierte sich dieser etwas langbeinige Stier, ein wenig suelto.
Auch TACO wurde nur einmal im Tercio de las Varas geprüft, zeigte sich aber dabei sehr angriffslustig.
Auch beim Setzen der Banderillas, war er sehr agil, was den Banderillero anscheinend
etwas verunsicherte, denn das erste Paar landete im Sand. Mit diesem Toro lieferte Alejandro Talavante eine Lehrstunde im Toreo de salon. Wunderschöne lange Pases, schöne lange Züge mit der Muleta auf beiden Seiten der Hörner. Sehr gut seine Faena en redondo und die Cambios de la Muleta.
Es schien, als wollte der Torero nicht aufhören, mit dem Stier zu tanzen und bald
begann das Publikum den Indulto zu fordern. Auch Talavantes Blicke gingen hoch
zum Palco, zum Präsidenten. Dieser zögerte sehr. Noch einmal zitierte Talavante den Toro, und nochmal und
nochmal…
Nun griff der Leiter der Corrida endlich zum Telefon, um die Meinung des Ganaderos
einzuholen. Die Spannung in der Plaza de Merida war selbst vor dem Fernseher fühlbar.
Endlich griff der Präsident zu den Tüchern und hängte das orangefarbene
Tuch über die Brüstung – INDULTO!
Freude und Erleichterung spiegelten sich im Gesicht des jungen
Stierkämpfers wieder, als er ging, um den Tötungsdegen wieder an den Mozo de
Espada zurück zu geben. Was nun folgte war der klassische Akt des indultierens und der
gefährlichste Moment für den Torero.
Ein letztes Mal zitierte Talavante den Stier in die Mitte der Arena, platzierte ihn
wie beim tödlichen Degenstoß - nur das er nun keine Waffe, sondern nur das rote Tuch in der Hand hielt.
Mit der bloßen Hand in die Mitte zwischen die Schulterblätter gehend, gab der
Torero dem toro so das Leben zurück. Für den tapferen Stier die Heimkehr, für
den Torero 2 Orejas y Rabo symbolisch, Lohn für die Protagonisten.
Für Alejandro Talavante zweifellos ein Triumph und das ganze vor den Augen von
Millionen von Zuschauern, die das Spektakel vor dem Fernseher verfolgten.
Kaum Luftgeholt und schon stand der gefeierte Torero dem 5. Stier gegenüber.
Redoble sein Name, ein recht großer Brocken, wog 468kg.
Nach dem er, wie seine Weidegenossen einmal vom picador geprüft wurde,
agierte er schon im Part der Banderillas sehr langsam.
Eine Einladung zum Tanz mit der Muleta nahm er sehr zögernd an, aplomado und
parado. Kein Stier, mit dem man glänzen kann.
Auch der Maestro war etwas außer Form, nach zwei Pinchazos mit dem Degen,
musste er zum descabello greifen, ein sauberer Stich ins Genick und es war
vorbei.
Den letzten toro de la tarde, Gavilan, 492kg , widmete Talavante dem Publikum.
Gavilan präsentierte sich munterer als sein Vorgänger, erlaubte schöne
Media Veronica und Remate. Alejandro ganz klassisch, die Füße zusammen, eng am
Stier, kaum bewegend, waren die Naturals sehr gut. Leider schwächelte der Toro
schnell , der Torero konnte ihn nicht mehr zur Mitarbeit bewegen.
So griff er bald zu seinem Degen mit dem speziellen Handgriff um zum Ende
zu kommen.
Auch diesmal gelang die Estocada nicht und Talavante musste zweimal mit dem
Descabello zustechen, ehe der Toro fiel.
Resumee: Eine Corrida wie geschaffen für das breite Publikum, ein Gewinn für die Tauromaquia.
Trotz der „Designerstiere“ keineswegs langweilig, die Tiere gut
präsentiert, besonders tapfer Validoso, der 3. Toro und TACO. No. 2 und 6 boten gute Möglichkeiten für den Torero , seine Kunst zu zeigen. Nicht so besonders waren No. 1 und 5, denen es an Luft fehlte und auch an Trapio.
Gewonnen haben bei diesem einsamen Wettstreit zwischen Mensch und Tier
alle Beteidigten. Der Empressaro hat eine 2/3 volle Plaza gehabt und seine
Sache , was die Vermarktung angeht, sehr gut gemacht . Schöne Geste, jemand hatte weiße Tücher mit dem Aufdruck „Talavante“, verteilt.
Der Torero hat seine Sache sehr gut gemacht und bestimmt neue Fans gewonnen.
Der Züchter hat einen neuen Deckstier und das TV hat sein Versprechen
eingelöst, eine Corrida live zu übertragen.
Meine persönliche Meinung;
Die Stiere, als Designerstiere betitelttrifft den Namen auf den Kopf.
Sie sahen gut aus, kamen auch anfangs mit ordentlichem Galopp, zur Capa
und zum Pferd.
Aber fast alle fingen schon im Part de Banderillas an zu schwächeln.
Hätte man sie, wie normaler weise üblich, 2 mal durch den Picador
geprüft, hätte die Sache wahrscheinlich nicht so gut ausgesehen.
Die Toros wurden gut geschohnt, kein langes Umherlaufen in der Plaza, vor dem
ersten CapaKontakt. In den Faenas das Tuch immer schön nah vor dem Stier,
überlegte Ruhepausen. Soweit, so gut gedacht von Talavante, er hat aus seinen Fehlern in Madrid, mit den Victorinos, gelernt, das man den Stier für eine gute Arbeit pfleglich behandeln muss.
Da sich die Tiere durchweg tadellos lenken ließen, konnte der junge
Torero sein ganzes künstlerisches Programm zeigen, bei jedem Toro hate er etwas
Neues zu bieten – sehr gut.
Die "Cante Flamenco“- Einlage war zweifellos ein Höhepunkt für alle Zuschauer.
Mich konnte es aber nicht von diesem Stier weglocken, den ich gern mit
eiem anderen Torero gesehen hätte unter normaler Behandlung, für mich eher ein
Indulto als Taco, wenn überhaupt.
Den Indulto habe ich auch nicht so gesehen…
Sein Benehmen zu Anfang war nicht so entrega, so mitarbeitend, wie zum
Abschluss.
Auch er hatte keine zweimalige Prüfung durch den Picador zu bestehen und
obendrein nur zwei, statt drei paar Banderillas gesetzt bekommen. Also klarer
Vorteil.
Talavantes Arbeit mit Taco war wohlüberlegt, in keinster Weise hat er ihn überfordert.
Alejandro verstand ihn sehr gut.
Im Grunde hat er das was Maestro Enrique Ponce bis zur Perfektion beherrscht,
angewannt . Nämlich den Stier, durch schonende Behandlung, besser aussehen zu lassen, als er wirklich ist. Für den Züchter hat der Stier vielleicht sogar wirklich einen Wert…
Er ist vorne langbeiniger als viele seiner Artgenossen, die manchmal schon
„Dackelbeine“ haben. Schöne Hornform, mit einem etwas groben Gesicht und einem
erstklassischen Stammbaum.
Er war mutig und valiente, beweglich und entegre, arbeitete unter den gegebenen
Umständen gut mit. Einen der TV-Sprecher erinnerte er an die mexikanischen
Stiere, aber die halte ich für wesentlich schneller und gefährlicher. Kurzum, der Züchter hat einen guten Semental für Designerstiere bekommen, mit denen die Toreros künstlerisch glänzen können.
Stiere für Morante, Jose Tomas und eben Alejandro Talavante.
Ob solche Toros die Toristas begeistern, bezweifele ich, denn am Ende
halten diese Toros oftmals eine „richtige“ Corrida, wo sie gefordert werden,
nicht durch.
Und dann gibt es keine Orejas, und keinen Ruhm, nicht für Züchter,
nicht für den Torero, nicht für den Empressario und vor allem kein Indulto für
den tapferen Stier…