andere der blanke Horror. Viele, die zum ersten Mal ein Rejoneo, einen Stierkampf zu Pferde erleben, läuft es kalt den Rücken herunter. Ein Pferd galoppiert im Seitwärtsgang, Zentimeter vor den Hörnern des Stieres her und dann riskiert der Reiter noch eine fixe Piruette. Das Pferd piaffiert direkt frontal auf den Stier zu, um erst im letzten Moment, einen geschickten Satz zur Seite zu machen. Alles erscheint nahezu unglaublich. In der klassischen Dressur dauert es Jahre, bis man ein Pferd in diesen Lektionen ausgebildet hat, wie also kann jemand diese Elemente in schnellster Folge vor den Hörnern eines Stieres wagen? Eine große Rolle spielt zweifellos die Pferderasse. Weder ein Haflinger, noch ein deutsches Warmblut sind für diese Art der Dressur geschaffen. Hier findet man die portugisische Rasse der Lusitanos, oft gekreuzt mit Arabern (Lusiarabe), oder die PRE, Pura raza espanola, gekreuzt mit Arabern(Hispanoarabe). Sie sind nicht nur überaus gelehrig, sondern auch schnell zu versammeln. Beides sind beste Argumente für die Auswahl eines Rejoneopferdes. Nach ihrer Grundausbildung und oft schon während dieser, werden sie an die Nähe des Stieres gewöhnt. Oft haben die Rejoneadores einen zahmen Stier, der zu diesem Zweck herangezogen wird. Wie die Toreros beim Toreo de Salon, übt man mit behörnten Karren das Setzen der Banderillas und das des Rejon de muerte. Die Cuadrilla eines berittenen Toreros besteht aus acht bis zehn Pferden. Jedes von ihnen hat eine bestimmte Ausbildung durchlaufen und wird bei einem bestimmten Teil der Lidia eingesetzt. Zunächst wird mit einem Pferd der Part der Corrida dargestellt, welcher dem Anfang einer normalen Corrida bestimmt,- das locken des Stieres mit der Capa. Hier wird das Pferd wie die Capa benutzt, besonders der schön gepflegte Schweif, dient wie die Flügel der Capa, den Toro zu täuschen und ihn so einmal rund um die Plaza zu locken.
platzieren kann, das eine Kokade, oder Devisa auf dem hinteren Nacken des Tieres
steckt. Nun hat er den Stab in der Hand aus dem unten ein kleines Fähnchen herausgekommen ist. Dieses benutzt er nun, um den Toro weiterhin zu locken, beinahe sieht es aus wie eine Minimuleta. Dies war nun der Teil, welcher das Tercio de varas ersetzt. Nun kommt der nächste Pferdewechsel, mit Pferd Nummer drei werden die Banderillas gesetzt. Dazu muss man sehr nah an den Stier heran und oftmals reitet der Rejoneador sogar ohne die Zügel in der Hand zu haben. Gelenkt wird das Pferd in diesen Momenten mit Gewichts.- und Schenkelhilfen. Er setzt kurze und lange Stäbe, dem entsprechend muss er sich tief auf eine Seite des Pferdes herunterbeugen – und das im Galopp auf einem Zirkel rund um den Stier. Nun kommt der letzte Akt, mit erneutem Wechsel des Reittieres. Dieser ersetzt den Teil der Faena mit der Muleta und dem Töten des Toros. Auch hier ist höchste Reitkunst und ein perfekt dressiertes Pferd von Nöten. In allen Parts des Rejoneo kann der kleinste Reiterfehler fatale Folgen haben. Der Toro hat das Pferd bald als seinen Gegner ausgemacht. Stolpert das Pferd oder reagiert nicht direkt auf die Reiterbefehle kann es schlimme Bilder geben. So geschehen am sevillaner Sonntag. Paoleo, von Andres Romero, bekam durch einen kleinen Fehler
das Horn zu spüren, eine Hornwunde von 20 cm war die Folge, was man noch als glimpflich bezeichnen kann, da es „nur“ eine Fleischwunde war, keine Organe oder Sehnen waren betroffen.
Schenkelhilfen sollen das Pferd leiten. Jeder der sich schon Mal zu Pferde
versucht hat, weiß, das dies nicht so einfach ist wie es aussieht und sich
anhört. Ich selbst bin kein großer Fan vom Rejoneo. Ich knie nieder vor diesen
wunderbaren Pferden, sie leisten Bemerkenswertes, die Reiter sind oft für mich ein anderes Kapitel. Es käme nie in den Sinn, mein Pferd solchen Gefahren auszusetzen. Wenn ich dann im Rejoneo einen Reiter mit nach vorne gezogenen Schultern und hochgezogenen Oberschenkeln auf dem schönen Tier sitzen sehe, geht mir „der Gaul durch“. So ist eine korrekte Hilfengebung beinahe unmöglich – aber dafür hat der Mensch ja die schönen langen Sporen erfunden, die dieser, in meinen Augen nicht sehr gute Reiter, dem Pferd beständig in die Seiten bohrt. Mangelnde Fähigkeit wird durch Technik behoben. Tolle Showeinlagen, wie spanischer Schritt, Hinknien, aufwendiges Scharren mit einem Vorderbein, das Stehen auf dem Estribo, ja, sogar der Versuch des Pferdes den Stier zu beißen, lenken von mangelnder Reitkunst ab. Ein tolles Spektakel für das Publikum, ein Nervenkitzel, den ich wohl nie ganz genießen kann. Es sei denn, es reitet Pablo Hermoso de Mendoza. Von allen, welche ich bisher gesehen habe, ist er der einzigste, der einen perfekten Sitz beherrscht, eine feine Hilfengebung resultiert daraus. Nicht das er keinen Gebrauch von den Sporen macht, aber ihr Einsatz ist auf das notwendige beschränkt. Seine Pferde sind auch längere Jahre im Einsatz, als die der Kollegen, welche mitunter einen regen Verschleiß von talentierten Pferden verzeichnen. Das Rejoneo hat eine jahrhunderte alte Tradition, aber die meisten gewagten Kunststücke verdanken wir Maestro Angel Peralta(Alternativa 1945), der Dinge erfand, wie das beidhändige Setzen der Banderillas, linksseitig und ohne Zügel reitend. Das Suerte de Rosas, die kleinen roten Banderillas, das Locken des Stieres, während das Pferd kniet, und den Handwechsel des Toros durch den Quiebro (grade anreiten, links täuschen, rechts vorbei). All die gewagten Suertes, unter höchster Spannung bei Reiter, Pferd und Publikum, verlangen heute auch nach dem passenden Toro. Er muss einen guten Grundrythmus im Galopp haben darf nicht wie oft bei der Muletaarbeit zu sehen, ständig nach ein paar Schritten stehenbleiben (parado) Er muss sich auf das Pferd konzentrieren, nicht einfach irgendwo in der Arena herumlaufen und das Pferd stehen lassen, und auf ehrliche Art angreifen. Das sind Qualitäten, welche die meisten Ganaderias ausschließt. Allerdings gibt es hier die Encaste Murube, über Generationen selektiert, die genau diese Qualitäten mitbringt. Die zur Zeit gefragteste Ganaderia für das Rejoneo ist die Zucht von Fermin Bohorguez, selbst Rejoneador. Er weiß genau, was für einen Stier es für diese alte Kunst, den Toro vom Pferd aus zu torerieren, braucht. Die besten Reiter der neuen Zeit, die Stempel hinterlassen haben sind neben Angel Peralta, Alvaro Domecq Diez, Joao Moura und Pablo Hermoso de Mendoza. (fotos oben Ventura, Moura, Peralta, - Diashow Pablo Hermoso de de Mendoza)