Liegt es am Stil? Bedingt. Liegt es an der Ausstrahlung? Bedingt. Täuschen sich meine Augen, betrüge ich mich selbst?
Hier, im Coso del Pino, sehe ich jeden Tag verschiedene Toreros, von unterschiedlicher Größe und Statur, dabei machen doch alle augenscheinlich mehr oder weniger das Selbe, beim Toreo de Salon. Mal mehr, mal weniger elegant, je nach Tagesform. Und trotzdem, kann ich meine Augen von dem Einen oder Anderen kaum abwenden, während ich einen Dritten kaum wahrnehme. Das Gleiche passiert mir, wenn ich mir Corridas ansehe.
Das dies auch mit der Statur zu tun hat, ist mir erst jetzt wirklich bewusst geworden.
Ein Banderillero trainierte mit seinem Torero, das Toreo de Salon. Dieser führte einen Pase aus, den er bei einer der ‘Figuras’ gesehen hatte. Exakt geführt, sah es trotzdem nach Nichts aus. Der Banderillero, älter und erfahrener als sein Torero, bremste diesen aus. „Du kannst das nicht so machen, Du hast nicht seine Statur“. Ich wurde hellhörig. Verglich im Geiste die Figura und den Aspiranten. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der junge Mann, klein, eher untersetzt, sein Vorbild, lang und schlank.
Stundenlang habe ich verschiedene Toreros von unterschiedlicher Statur verglichen, denn immer noch traute ich meinen Augen nicht. Aber es ist tatsächlich so. Lassen Größen, wie Perera, Padilla, Talavante, oder Roca Rey den Toro passieren, stehen sie locker, oft mit geschlossenen Beinen da. Machen dies die ‘kleinen’ Größen des Toreo, wie ein El Juli, Rafaelillo oder Jose Garrido das Gleiche, müssen sie sich sehr strecken, um den Toro auf der gleichen Linie zu halten wie die ‘Großen’. Und das sieht dann etwas weniger elegant aus. Nehmen wir einen Morante, in jungen Jahren schlank und rank und schon damals nicht weniger gut, wie heute, wirkte elegant. Heute, etwas ‘rundlicher’, sieht man deutlich, das er kürzere Beine hat, im Verhältnis zum Oberkörper. Daran hat sich nichts geändert, an seinem Stil auch nicht, aber dadurch vermittelt er heute mehr den Eindruck des barokken Toreo.
Nehmen wir einen Manolete. Lang und schlank, vermittelt bei seinen Manoletinas einen ganz anderen Eindruck, als wenn ein El Juli diese ausführt. Rafaelillo ist ein weiteres Beispiel. Klein, kräftig stellt er sich den riesigen Miuras und vermittelt den Eindruck eines Pitbulls, eines Kämpfers. Manolete vor diesen Miuras, die Eleganz in Person.
Eine kuriose Sache. Das menschliche Auge, das Gehirn, wertet harmonischen Körperbau, lange Beine kürzeren Oberkörper, anders als kurze Beine und langen Oberkörper. Oder den gedrungenen Körperbau. Dazu kommt noch die Größe des Stieres. Ein kleiner El Juli, mit einem kleinen Garcigrande Stier, wirkt noch harmonisch, mit einem großen Victorinano del Rio bezeichnen ihn manche schon als vülgär.
Ein Jose Tomas, klein, beinahe winzig, aber mit harmonischer Statur, hat Glück. Er gibt ein schönes Bild mit kleinen Toros ab und ein majestätisches, wenn der Stier groß ist. Natürlich ist jeder Torero ein Kämpfer und Künstler für sich, aber ich glaube, das unser Auge uns mitunter die Vorlieben diktiert. Darüber gibt es übrigends wissenschaftliche Studien. Ich habe ein paar Videos, von YouTube, zusammen gestellt von den zwei besten, neuen Toreros: Andres Roca Rey und Jose Garrido. Der Unterschied des Körperbaus ist, zu mindest für mich sichtbar. Was mich nicht davon abhält für Beide zu schwärmen. Urteilt selbst...