Gestern erreichte mich die Frage einer Leserin, die meinen Beitrag vom 26.07. betraf. Es ging um das Pferd „Pirata“, welches zur Cuadrilla des Rejoneadors Pablo Hermoso de Mendoza gehört. In dem Video konnte man sehen, wie es, im Moment der Gefahr, den Stier angriff, aus eigenem Antrieb. Wie kommt es dazu? Manche Pferde, genau wie Hunde und Katzen, bauen eine sehr persönliche Beziehung zu „ihrem“ Menschen auf. Dies basiert nicht auf der Vergabe von Leckerbissen, sondern auf der Persönlichkeit des Menschen, seiner Körpersprache und seiner Sensibilität, gegenüber dem Tier. Hier nochmal das Video: http://www.aplausos.es/noticia/24474/Noticias/Hermoso-y-Pirata-protagonistas-de-la-mixta-en-Valencia.html Nicht ohne Grund gibt es Filmlegenden, wie Lassie, Flipper, Fury, Blitz und viele andere. Es gibt sie, diese Wundertiere. Vor kurzem sah ich auf You tube ein Video, wie eine Katze einen Kampfhund angriff und in die Flucht schlug, der ein Kind biss. Die Katze hatte eine enge Bindung zu dem Kind. „Pirata“ und andere Pferde, die ihr Leben beim Rejoneo, dem Stierkampf zu Pferde, riskieren, haben eine Bindung zu ihrem Reiter entwickelt, die über das normale Reiten hinausgeht. Sie haben zusammen Schrecksekunden und Unfälle überstanden, aber auch gemeinsam Spass an der Arbeit, sie verstehen sich blind. Ein Pferd ist Experte für Körpersprache. In diesem Fall für die des Toros und die seines Reiters. Macht Hermoso einen Schritt rückwärts, sieht Pirata das aus dem Augenwinkel. Und weiß, das etwas Gefährliches in der Luft liegt. Seine Reaktion war dermaßen schnell, das sie einem Hund, einer Katze alle Ehre machte. Die Reaktion war die eines Pferdes, das seine Herde beschützt, In diesem Fall Hermoso de Mendoza. Aber es war kein Übergriff in der Rangordnung der "Herde", sondern die Zusammenarbeit in einer gut funktionierenden Herde. Der beste Reiter und das beste Pferd in einer Einheit, den Feind bekämpfend. Ein Kriegspferd, wenn man so will. Ich habe viele "Kriegspferde" kennengelernt, uns verband etwas, was sich kaum in Worte fassen lässt, Viele Pferde der Rejoneadores beißen nach dem Stier, das kann man sogar mit einem geeigneten Pferd einstudieren. Aber Situationen, wie mit Pirata, kann man nicht planen, sie hängen am seidenen Faden, der Verbindung zwischen Mensch und Tier. Ich habe Pferde allein den Stier torerieren sehen, als säße ein Reiter im Sattel. Im Fall „Pirata“ spielt das Vertrauen eine große Rolle. Das Pferd kann sich immer auf seinen Reiter verlassen, und der Reiter auf sein Pferd. Die Leserin schrieb mir, das sie in Nimes, „Pirata“ schon einmal in Aktion erlebt habe und ich fand ähnliche Bilder von 2010 in Salamanca. Auf dem letzten Bild hier, sieht man das Paar, wie es eine Hühnerschar „angreift“. So etwas habe ich auch schon selbst erlebt, mit einem englischen Vollblut. Niemand hatte es darauf trainiert, Hühner anzugreifen, mit wirbelnden Hufen und gefletschten Zähnen ging es auf das Federvieh los. Das Ganze ging sogar soweit, das es absichtlich beim Fressen, einige Körner neben den Trog fallen lies. Dann wartete „Lupo“, bis ein Hühnchen angeflitzt kam um die Körner aufzupicken. Die Freude des Huhns währte keine zwei Sekunden, dann stürzte „Lupo“ sich gezielt auf sein Opfer. Auf der Weide jagte dieses Pferd, die Hühner über die ganze Koppel, bis sie erschöpft unter dem Gebüsch Schutz suchten und selbst da grub „Lupo“ sie mit den Vorderhufen regelrecht aus. Ich schätze „Pirata“ würde einem freilaufenden jungen Rind auch den Gar ausmachen. Die Pferde des Rejoneo sind bewundernswerte Vertreter einer Rasse, denen, neben Eleganz, Beweglichkeit und Rittigkeit, auch ein hohes Maß an Intelligenz gegeben ist. Dies, gepaart mit einem Reiter, der konstant, konsequent und sensibel ist, dessen Reiterhilfen immer genau auf dem Punkt, korrekt angewendet werden, erlaubt es dem Pferd nicht nur unter dem Reiter sondern mit dem Reiter zusammen zu arbeiten. Nach Jahren des täglichen Trainings mit dem Tier, verschmelzen, wie bei „Pirata“ und Hermoso, die beiden zu einer Einheit und setzen Energien frei, welche sich dann in Bilder, wie in diesem Video, verwandeln. Faszinierend!
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COLINColin C. Ernst, geb. in Deutschland, lebt in Spanien. Aficionada practica. Ehemalige freie Mitarbeiterin der Ganaderia Victorino |