Aber an diesem Tag sollten wir uns in illusterer Gesellschaft befinden.
Jose Maria Ramos, von ‘Aprende de Toros’, hatte mich eingeladen, um bei einem ‘Dreh’ für das bekannte Programm ‘Tendido Cero’ dabei zu sein. Seine Aktivitäten sollten hier vorgestellt werden. Jose Maria öffnet uns mit seinen Aktivitäten die Türen zu Ganaderias, veranstaltet Tentaderos für Aficionados und individuelle Besuche bei den Stierzüchtern. Torodora Gorges hatte im Sommer , dank Ihm, Gelegenheit die Toros der Ganaderia Jandilla kennen zu lernen, um von diesem , aus erster Hand etwas über Zucht des Toro bravo zu erfahren. Darüber hat sie hier für uns berichtet:
(https://torosytoreros.weebly.com/news/deutsche-aficionados-im-campo-bravo-torodora-gorges-bei-den-jandillas )
Mit Herzklopfen begrüßte ich den Mann, dessen Programm ich seit Jahren jeden Samstag um 14 Uhr meine ganze Aufmerksamkeit schenke. Zusammen mit drei Frauen und einem Mann aus Sevilla, bildeten wir die kleine Gruppe von Besuchern und uns wurde aufgetragen zum Haus des Mayorals zu gehen, wo die Aufnahmen mit der Begrüßung durch den Mayoral Andres Tirado stattfinden sollte.
Die Kamera ‘verfolgte’ uns. Allein diese Szene wurde mehrmals gedreht, aus verschiedenen Winklen. Ich konzentrierte mich auf das schön gelegene Haus, in bergiger Landschaft, umgeben von Weiden voller Stiere.
Hier wurde ich ‘kalt erwischt’. Ich sollte nun dem Mayoral Fragen über das Thema der Fundas stellen - vor der Kamera. Keine Zeit um mich vorzubereiten, bat ich ihn, mir, der unwissenden deutschen Besucherin, die Sache mit den Schutzhüllen näher zu erklären. Mit Erleichterung hörte ich das „Perfecto, listo“, des Kameramannes. Ich brauchte die Szene nicht zu wiederholen. Es gab ein kurzes ‘Frühstück’, bei dem wir uns alle etwas näher kennenlernten. Zu meinem Erstaunen waren die die anderen Teilnehmer keine ‘Taurinos’, sondern Freunde des Protagonisten Jose Maria, die wirklich nur mal eine Ganaderia und die Stiere kennenlernen wollten. Eine gute Strategie, wie sich zeigte. Sie fanden schnell Gefallen an der Sache und hörten aufmerksam den Erklärungen Jose Marias zu.
Man erklärte uns, das die Fundas genau an der Hornspitze aufhören. Verliert der Toro eine der Hüllen, würde er dies merken und im Falle eines Angriffs, genau mit diesem Horn angreifen. Nicht alle Stiere bekommen in der Ganaderia Virgen Maria, die Fundas verpasst. Je nach Form der Hörner, Agressivität und Verhalten des Stieres, wird diese Maßnahme ergriffen. Sie dient zum Schutz der Cuernos und beugt bei Streitigkeiten unter den Tieren, Cornadas vor. 10 - 15 Tage vor einer Corrida, werden sie hier wieder entfernt. Andere Züchter machen dies erst kurz vor der Corrida. Man muss sich vorstellen, das ein zersplittertes Horn, den totalen Wertverlust des Tieres darstellt, welches man vier oder fünf Jahre gehegt und gepflegt hat.
Ich versuchte mich so ‘unsichtbar’ wie möglich zu machen, so wild bin ich nämlich nicht darauf, ins Fernsehen zu kommen. Aber alles war natürlich sehr interessant, die Arbeit in der Ganaderia so von nahem zu sehen, die Toros und eben, wie meine Lieblingssendung ‘gemacht’ wird.
Wir sollten unbeweglich und still auf dem Wagen verharren, die kleinste Ablenkung könnte fatale Folgen haben. Was so einfach aussieht, hat einen hohen Faktor an Nervenkitzel. Irritiert durch unsere Anwesenheit, könnte er umdrehen und versuchen zu seiner alten Weide zurück zu kehren. Dabei könnte er die Reiter angreifen. Er könnte die Jeeps angreifen, was nicht das erste Mal wäre. Die Fahrzeuge weisen Spuren von derartigen Angriffen auf. Oder er könnte die zahmen Ochsen oder seine neuen Weidegefährtinnen angreifen. Im schlimmsten Fall könnte er sich selbst verletzen, bei jeder dieser Aktionen. Alles verlief reibungslos - die Kamera hielt alles fest.
Ich wurde aufgefordert den Jeep zu wechseln, um die komplette Gruppe besser zu filmen. Dazu musste ich quasi direkt vor den Toros vorbei defilieren. Zwanzig Meter sind nichts für einen Toro, der einen Antritt hat, wie ein Rennpferd. Ich habe es genossen, am liebsten wäre ich noch näher heran gegangen.
Einer von Ihnen ließ uns nicht aus den Augen, ich konnte mir ausrechnen, dass er, wenn ich meinem Wunsch nachgegeben hätte, nicht gezögert hätte, mich anzugreifen. Ohne Capote oder Muleta, sollte man dies als ungeübter Amateurtorero tunlichst vermeiden. Seufzend nahm ich auf dem Beifahrersitz platz, um die nächste Frage für das Fernsehen, an Jose Maria zu stellen. Momente, die man nie vergisst...
Dabei kamen wir auf den Hund... Geliebt als ‘Maskottchen’, ist er auch Teil des Lebens der Frauen, welche die Finca besuchten. Ihre Lieblinge leben im Apartment, gehen im Park Gassi. Ich konnte nicht umhin, darauf hinzuweisen, wie glücklich sich die Hunde der Ganaderia fühlen müssen. Den ganzen Tag an der frischen Luft, ohne Leine oder Maulkorb, machen sie fröhlich, schwanzwedelnd bei der täglichen Arbeit mit. Keiner gibt ihnen Anweisungen, sie wissen was zu tun ist, sie dürfen sich dreckig machen, balgen oder einfacht faul in der Sonne liegen. Das nenne ich ein ‘Hundeleben’.
Ich habe den Aufenthalt in dieser Ganaderia mehr als genossen. Es war mehr als ineressant den Erklärungen des Mayorals und Jose Maria Ramos, von „Aprende de Toros“ zu lauschen. Ins Fernsehen wollte ich eigendlich nicht und irgendwie hoffe ich, das man mich ‘rausschneidet’. Aber diesen ‘Dreh’ aus nächster Nähe zu verfolgen, das hat schon was. Frederico Arnas ist sehr nett, beeindruckend sein Wissen und er kann sehr spannend erzählen. Ich hoffe das es die Sendung ‘Tendido Cero’, mit ihm als Direktor, noch viele Jahre im spanischen TVE2 gibt.
Ein Wind kam auf, Wolken jagten über den Himmel. Die Becerras der angrenzenden Weide, wo sich zwei Camadas der Toros befnden, galoppierten wie verrückt durch die große Koppel. Aus dem Nichts, begannen nun auch die augenscheinlich schwerfälligen Stiere zu galoppieren und sich zu bekämpfen. Laut brüllend reklamierten sie die ‘Pellea’, griffen ein ums andere Mal verschiedene Weidegenossen an. Einige taten dies aus großer Entfernung, andere nahmen Reißaus. Ein Spektakel was Seinesgleichen sucht, faszinierend. Mich hielt nichts am Tisch, ich musste raus, mir Das aus der Nähe ansehen. Vergessen die Kamera, die meine. Die Szene nahm mich gefangen. Das Brüllen der Stiere verursachte Gänsehaut. Ich konnte nun sehen, welcher Stier hier der Starke war, welcher sein Heil in der Flucht suchte, unglaublich schön, die stolzen Gesellen bei der Entfaltung ihrer gewaltigen Kraft zu erleben.
Und all dies wollen uns die Antitaurinos nehmen? Ich empfehle ihnen dringend, eine Ganaderia zu besuchen, den Stier kennen und lieben zu lernen, die Realität des Lebens in den Dehesas, ihres Ecosysthems zu verstehen und von all dem zu lernen. Wenn sie nur einen Funken von Intelligenz besitzen, wird so ein Tag, ihre Ansichten ändern.
Mein Dank gilt Jose Maria Ramos, der mich eingeladen hat, Frederico Arnas, der sich dafür interessiert hat, wie eine Deutsche ‘auf den Toro kommt’, und dem Ganadero Jean Mari Raymond und der Familie Andres Tirado, die uns so herzlich empfangen hat. Und natürlich meinem Freund, dem Matador ‘Califa de Aragua, der nicht nur seine Zeit opferte, sondern auch all diese schönen Fotos geschossen hat. MUCHAS GRACIAS!