An einigen Sonntagen gönne ich mir den Luxus, nach Jerez, zum Trödelmarkt zu fahren, oft in Begleitung meines Aficionadofreundes El Cano.
Wir stöbern nach Büchern, Cartels oder Zeitschriften, welche mit der Welt der Stiere zu tun haben. Vor zwei Wochen sah ich ein Stück Stoff aufblitzen, inmitten eines Wühltisches für Anziehsachen und Tüchern.
Dieses rosa glänzende Stück Stoff, musste ich mir ansehen. Meist sind es Capotes, für die Kinder im Karnaval, welche man auf diesen Tischen findet, aber dieses Mal hatte ich tatsächlich eine Capote in der Hand.
Herusgerupft aus dem Stoffberg, war dieses ‘Ding’ nicht mehr wert wie ein großer Putzlappen. Verknuffelt, schmutzig und übel riechend, hielt ich sie in meinen Händen. Unmöglich sie aufzustellen, wie man es mit den Capotes tut. Sie fiel in sich zusammen, wie ein Sack Kartoffeln. Unmöglich einen Schwung mit ihr auszuführen, der Wind fraß sie förmlich auf. Sie hatte die richtige Höhe, reichte bis zum Bauchnabel, aber das war auch alles. Auf der gelben Seite des zerknautschten Stoffes las ich den Namen ‘El Porrongui’.
Ich feilschte ein bisschen mit dem Händler und für 20.-€ war der Putzlappen der meine. Wenn er auch zu nichts mehr gut war, als Dekoration hatte die alte Capote einen Wert.
Das Ergebnis überaschte mich, in der mittleren Länge fehlten nur ein paar Zentimeter, aber an den Seiten fast zehn. Überraschend, das am Ende der ‘Flügel’, keine Zentimeter fehlten. Eifrig bügelte ich weiter. Hing sie auf, und sah, zu meiner Überraschung, das der rosare Stoff in der Sonne glänzte. Ich musste lächeln, ... ein altes Pferd erstrahlt im Glanz der Vergangenheit. Kaum konnte ich ein Auge von dieser Capote lassen.
Nach der ‘Behandlung’, konnte ich sie aufstellen, wie es die Toreros tun. Niemals mehr brach sie insich zusammen, wie am Tag des Kaufes. Im Internet suchte ich nach ihren Spuren, zwei Cartels sind Zeitzeugen, das dieser ehemalige ‘Putzlappen’, in Jerez und in Sanlucar den Sand des Ruedos gestreichelt hat. In Becceradas und Novilladas, in den achtziger Jahren. Mein Schmuckstück ist also um die 30 - 35 Jahre alt. Das diese Capote, in den Händen einer deutschen Aficionada, wieder zu seiner Vergangenheit zurückkehrt, das hat schon etwas...
Ich habe Fragen an diese Zeitzeugen, betreffend dem seltsamen Zuschnitts dieser Capote, welche mir beim Gebrauch Probleme bereitet. Paulita bestätigt mir das geringe Gewicht der Capote, welches zu dieser Zeit üblich gewesen sei. Seide außen, fest Gewebtes innen. Deswegen muss ich beim Gebrauch so oft nachfassen. Auch der Zuschnitt ist am Puls der Zeit um 1980.
Verglichen mit einer Capote nach meinen Maßen, etwas höher und runder geschnitten, welche ich einfacher schwinge, ist die Capote von El Porrongui eine Herausforderung, für einen Anfänger wie mich. Aber ‘wir’ arbeiten daran, einen schönen Schwung hat sie, in den Chiquelinas und Revoleras. Mit der media Veronica bin ich allerdings nicht so zufrieden.
Zunächst hatte ich sogar über eine ‘Schönheitsoperation’ nachgedacht, um das Problem des Gewichts zu regeln. Man könnte einen zweite Lage Stoff auf der Rückseite hinzufügen. Aber das würde eventuell den Flug beeinträchtigen, das wäre, als wenn man einem Pferd den falschen Sattel aufschnallt. Besser wird es dadurch nicht unbedingt. Also werde ich einfach zusehen, mich auf meine Capote einzustellen und ihr ein bisschen von ihrem alten Glanz zurückgeben, sie hat es verdient.