Heute feiert eine der großen Zeitzeugen der Tauromaquia seinen 102. Geburtstag. Fransisco Cano Lorenza, liebevoll von allen ‘Canito’ genannt, geboren am 18.12.1912 in Alicante, hat dieser Welt, dank seiner Aficion für das Fotografieren, eine Sammlung historischer Augenblicke hinterlassen, die wohl einzigartig ist. Für seine Arbeit wurde er, recht spät, mit der Medaille der Belles artes ausgezeichnet. Als Sohn eines Vaters, der sein Glück als Novillero versuchte, suchte auch der junge ‘Paco’ Cano das Glück in der Gefahr. Als Boxer im Fliegengewicht kam er allerdings nicht zu Ehren. Als ‘Espontaneo’ sah man den Alicantino im Ruedo der Plaza von Alicante, was ihm eine Nacht im Calaboso, in der Zelle bescherte. Später fungierte er als Sobresaliente und am Ende zog er sich eine Cornada bei einem Festejo in Orihuela, Alicante, zu. Während des spanischen Bürgerkriegs lebte er in Madrid und nahm dort seinen Freund Gonzalo Banderas auf, und dieser zeigte ihm den Umgang mit der Kamera. Begann er mit einer ‘Brownie’, leistete er sich bald eine Leica. Natürlich war er nicht der einzige Fotograf taurino, aber durch sein Wissen um das Toreo aus eigener Erfahrung, gelang es ihm, zu den richtigen Momenten auf den Auslöser zu drücken und so die besten Momente einer künstlerischen Faena einzufangen, oder den Moment eines Zusammenstoßes zwischen Toro und Torero abzulichten. Bald wurde er zu einem ‘Hoffotograf’ der bekannten Maestros dieser Zeit. Pepe Luis Vazquez, Luis Dominguin, Manolete... Auch für die führenden Zeitungen wurde er zu einem begehrten Lieferant, seine Fotos waren in ABC, Marca, El Ruedo, Aplausos. Allerdings liebte er seine Freiheit, und so arbeitete er als sogenannter ‘Freelancer’. Der große Durchbruch kam für den Fotografen am 28.August 1947 in Linares. Als einzig anwesender Fotograf, schoss er die Bilder der Tragödie. Ein Miura nahm den Matador Manuel Rodriguez, den großen ‘Manolete’ auf die Hörner und fügte ihm die tödliche Cornada zu. Diese Bilder gingen um die Welt. Später lichtete er nicht nur die Figuras des Toreo ab, sondern auch ihre berühmten Anhänger. Seine Bilder sind wie ein Geschichtsbuch für mich. Eine Anekdote gibt es auch über ihn und seine Eigenheiten. Als selbstständiger Fotograf muss man seine Brötchen verdienen, so oder so. Canito machte bei den Corridas nicht nur Fotos von den Hauptakteuren, sondern auch von der Herrschaft , welche sich im und am Callejon sehen ließ. Waren die Bilder dann fertig, suchte er bei dem nächsten Event die Fotografierten auf und übergab die Fotos in einem Umschlag. „Wenn wir uns das nächste Mal sehen, kannst Du mir die soundsoviel Euros für die Fotos geben“. Das war so sein Ritual. Einmal hatte er einen Journalisten abgelichtet und suchte diesen nun, mit dem bekannten Umschlag auf. Man begrüßte sich und Canito sagte sein Sprüchlein auf. 60 Euro sollten es sein. Der Journalist sagte nichts dazu, schrieb aber am Folgetag einen langen Artikel über den Fotografen. Beim der nächsten Corrida traf man sich wieder Diesmal suchte der Schreiber den Mann mit der Kamera auf. Nach der Begrüßung,überreichte er Canito einen Umschlag mit Kopien des veröffentlichten Artikels. „ Ich habe gestern einen schönen Artikel über Dich geschrieben. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, kannst Du mir, die 120 Euro dafür geben“... Rituale der Tauromaquia! Feliz Cumpleanos Maestro!
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COLINColin C. Ernst, geb. in Deutschland, lebt in Spanien. Aficionada practica. Ehemalige freie Mitarbeiterin der Ganaderia Victorino |