Von den deutschen Aficionados A. und R. :
Ab und an schon hatte ich Gelegenheit,hier, auf Colins wunderbarer Seite TOROS y TOREROS , meine Eindrücke verschiedener, von mir besuchter FESTEJOS zu beschreiben.
Nicht immer ergibt sich aber die Gelegenheit dazu. So hätte ich z.B. sehr gerne vergangenen September von den jeweiligen ALTERNATIVAS der DIESTROS P.Aguado und R.Serna, an der Seite der FIGURAS Talavante,Ponce und Roca Rey in Sevilla berichtet. Aus beruflichen Gründen aber kam ich dann leider nicht mehr dazu.
Oder aber, meine wesentlich bessere Hälfte A. und ich waren in Colins Begleitung, so wie vergangenen Ostersonntag beim GANADERIA-Besuch und anschliessender CORRIDA in der Real Maestranza de Sevilla. Ihrem kompetenten Bericht hatte ich dann nichts mehr hinzu zu fügen.
Diesmal waren A. und ich zu ASTE NAGUSIA (baskisch für Semana Grande) nach Bilbao gereist. 2013 besuchte ich schon mal für zwei Tage diese FIESTA und möchte gerne hier etwas Reklame dafür machen.
Die Einwohner Bilbaos, BILBAINOS, bezeichnen ihr Fest als das Umfassendste und diese Einschätzung ist nicht falsch. Es gibt Umzüge,Theater,Konzerte aller Art auf vielen Plätzen,Tanz,Kirmes, Circus,Folklore,spontanes Strassentheater,reichliches und gutes Essen,Musik,Pelota (die lokale, baskische Sportart),Feuerwerke,Halligalli und Remmidemmi. Sowie Kinderbelustigung Und Seniorendisco im Park! Mit auflegendem DJ !
Und nicht zuletzt gibt es eine Woche lang,jeden Tag TOROS, einschliesslich REJONES, RECORTADORES und einer Veranstaltung für Kinder, bei der sie sich am CARRETON versuchen können.
Auf den Rängen der PLAZA DE TOROS, Vista Alegre, mit ihrem charakteristischen anthrazitfarbenem Sand, sitzt man "bequemer" als in so manch anderem COSO, da es dort Hartschalensitze aus Kunststoff gibt.
Zudem hat die saubere Stadt (die Strassen werden jeden Tag gereinigt und riechen danach nach Zitrone),wirklich hübsche und sehenswerte Bereiche, schöne alte, und interessante moderne Bauten. Eine fröhliche Atmosphäre, eine bemerkenswerte Altstadt, das Guggenheim-Museum, den Primera Division Fussballverein Athletico. Zum nächsten Strand fährt man 20 Minuten mit der U-Bahn und geht dann noch 10 Minuten zu Fuss (wenn man den Weg kennt). Per Direktflug ist die Stadt z.B. von Düsseldorf und Frankfurt aus leicht zu erreichen.
Über das Programm der Fiesta wird man unter anderem durch ein Hochglanzmagazin unterrichtet, das den Namen TOROS y TEATRO trägt. Diesen Titel finde ich bemerkenswert und somit richtig, da für mich diese beiden Kunstformen, tatsächlich Gemeinsamkeiten aufweisen.
Wir hatten uns in einem Hostal, in diesem Fall eine Mischung aus Jugendherberge und Studentenwohnheim, in der Nähe der PLAZA DE TOROS und relativ preiswert eingemietet.
Dorthin hatte ich mir auch die Tickets über die Vermittlungsagentur Servitoro schicken lassen. Schier bekloppt wurde ich aber, als diese Sendung auf meinen Namen,trotz Bestätigung der Agentur,im Hostal nicht auffindbar war! Ich liess aber das wirklich sehr freundliche Personal nicht ruhen,bis sich ein Riesenumschlag fand, in welchem die nicht mal postkartengrossen BILLETES versendet wurden.
Jetzt war wieder alles gut!
An den anstehenden CORRIDAS DE TOROS hatten mich besonders zwei Dinge gereizt. Zum einen traten in den ersten beiden FESTEJOS A PIE noch ganz junge, vielversprechende TOREROS auf, zum anderen wollte ich endlich mal TOROS aus der GANADERIA von Victorino Martin erleben. Diese würden auf die DIESTROS Manuel Escribano (er ist nicht mehr einer der "jungen Wilden"), Saul Jimenez Fortes und Alvaro Lorenzo treffen. Ersterer hatte mit dem Victorino-Stier Cobradiezmos 2016 in Sevilla einen Riesenerfolg und einen INDULTO erreicht. Escribano war auf einem guten Weg, eine FIGURA zu werden, erlitt aber kurz darauf eine schwere CORNADA, welche ihm den kompletten Rest der TEMPORADA raubte. Danach konnte er irgendwie nicht mehr so richtig dort anknüpfen, wo er aufhören musste.
Fortes , quasi im RUEDO aufgewachsen, brennt für die TAUROMAQUIA . So ist er sich nicht zu schade, auch mal,aus Spass dabei zu sein, bei einem FESTEJO als ARENERO mit zu machen. Er hat sich in der letzten Zeit sehr schön zu einem seriösen TORERO weiter entwickelt. Bis dahin glänzte er vor allem durch seine Risikofreudigkeit, welche ihm kurz hintereinander zwei schwere CORNADAS, beide in den Hals, einbrachte.
Alvaro Lorenzo befindet sich gerade auf der Überholspur und es gibt kaum ein Fest, bei dem er nicht wenigstens ein Ohr gewinnt. In der Woche vor der von uns besuchten CORRIDA hatte er jeden Tag! einen Auftritt.
Um es vorweg zu nehmen: es wurde eine enttäuschende Angelegenheit. Da man, um die besten Sichtplätze zu erhalten, früh dran sein sollte, gingen wir um 10 Uhr zum Schalter, in der Annahme, dass dieser um diese Zeit öffnen würde. Dem war leider gar nicht so und die Schlange der Wartenden war auch schon recht lang. "Umrundet" wurde diese von einem wirklich unangenehmen Schwarzverkäufer, der noch Tickets für die folgenden CORRIDAS los werden wollte.
Bei solchen Gelegenheiten kommt man mit anderen Wartenden ins Gespräch, wobei ich mit meinen mangelhaften Spanischkenntnissen sehr eingeschränkt bin. Ein junger Mann zeigte mir auf seinem Smartphone Fotos der beeindruckenden Victorino-Stiere. Von ihm hörten wir auch, dass die Kasse erst um 11 Uhr öffnen würde, es wurde dann 11Uhr 20 und das SORTEO ca. 12 Uhr 15 stattfände, woraus 12Uhr30 wurde. Die Bilbainos gelten als TORISTAS, also Freunde und Kenner der Stiere. Das merkte man, als Don Victorino Martin erschien. Er wurde von Vielen aus der Schlange angesprochen und es wurden Selfies mit ihm gemacht. Als aber der MATADOR Fortes persönlich erschien und der Van mit den Beauftragten A. Lorenzos, sowie die CUADRILLA von Escribano jeweils auftauchten, nahmen davon weit weniger Personen Notiz.
Ich hatte mir das SORTEO so vorgestellt, dass man, auch als Zuschauender, um die CORRALES herum steht, sich die TOROS ausgiebig beschaut und bei den Diskussionen anwesend ist, welche RESES denn zu Paaren zusammen gestellt werden.
Stattdessen rannte man nach Erwerb des Tickets los, musste aber an bestimmter Stelle wieder 20 Minuten auf irgendwen warten und durfte endlich in einen Raum, in dessen Mitte ein ca. 3 Meter tiefer PATIO war. Dort nahmen die Schnellsten ,unter denen auch wir waren, auf den um den Innenhof gebauten Stehrängen , die vordersten Sichtplätze ein. Aber von Wegen "wer zuerst kommt mahlt zuerst".
Pfeifendeckel! Es stellte sich heraus, dass es für den doppelten Preis auch noch nummerierte Stehplätze ganz vorne an der Balustrade gab. Deren Inhaber kamen spät und stellten sich dann also noch vor uns. Eine sehr enge und unangenehme Angelegenheit .
Dann hielt auch noch die ca. 20 jährige Tochter der Leiterin des Jugendtaurinoclubs,(frei übersetzt) ein Referat über die GANADERIA Victorino und über Manuel Escribano und im Besonderen über deren Verbindungen zueinander. Auch wenn die Gute das nicht so runter gerattert und ich auch mehr verstanden hätte, erschloss sich mir nicht ,warum das jetzt auch noch sein musste. Am Abend dann bekam das Ganze dann den fehlenden "Sinn".
Dann endlich eröffnete der Präsident der PLAZA, Matias Gonzales die Veranstaltung !!
Veterinäre, sowie offizielle Vertreter der PLAZA, der GANADERIA und der MATADORES betraten den Innenraum und losten die LOTES in der bekannten Weise aus, also indem die Nummern der zu Paaren zusammengestellten TOROS auf Zigarettenpapierchen geschrieben wurden, diese zu Kügelchen zusammen gerollt, in einen SOMBRERO gelegt, mit einem solchen Zweiten zugedeckt, und dann in der Reihenfolge des Auftretens der MATADORES, von dessen jeweiligem BANDERILLERO des Vertrauens gezogen wurden.
Hiervon sahen wir leider von unserer Position aus kaum etwas und konnten auch schlecht hören, was gesprochen wurde. Die soeben beteiligten Personen verließen nun den Innenraum und nach einer Weile hörte man Kuhglocken. Zum Innenhof öffnete sich eine Tür und herein galoppierte ein Ochse ,gefolgt von dem ersten TORO, welcher, durch das Los zuvor bestimmt, das FESTEJO eröffnen würde. Eine zweite Tür wurde aufgezogen, durch die der CABESTRO, dieser beflissene Kollaborateur,verschwand. Vor der Schnauze des ihm folgen wollenden Stieres , fiel aber dieser Ausgang zu , so dass der TORO DE LIDIA alleine im PATIO verblieb.
So der normale Ablauf. Das klappte aber nicht immer so reibungslos, denn mancher Stier konnte sich noch mit durch diese Tür zwängen und es ging noch ein paar Mal hin und her. Oder aber zwei Stiere kamen zusammen mit dem Ochsen herein. Auch erzählte man sich, dass im Vorjahr ein Miura-Stier solch eine Tür zerlegt hätte.
Jedenfalls, wenn der TORO dann alleine im PATIO zurück blieb, verlas der Präsident die Daten des Tieres (Zucht, Nummer,Name,Geburt,Gewicht) und welchem TORERO es zugelost wurde.
Hierbei konnte man sich kurz den Stier betrachten, sofern das von dem Platz, den man sich mühsam ergattert hatte, ging.
Dann öffnete sich eine dritte Tür und der TORO verschwand in den CHIQUEROS bzw. TORILES, wo er bis zu seinem Einsatz im RUEDO warten würde.
Das Ganze, zusammen mit den Ersatzstieren, in diesem Fall von anderen GANADERIAS kommend, acht mal.
Dann war es, nach dem langen Warten, schon vorbei. Mir fiel auf, dass Don Victorino Martin während dieser Prozedur permanent nervös mit den Fingern auf der Balustrade herum trommelte.
Ich fand, soweit ich es beurteilen konnte, dass die VICTORINOS schon sehr stattliche Burschen waren. Ein Exemplar hatte angeblich eine Hörnerspannbreite von 1m10! (Anmerkung, der Züchter, Victorino Martin, ‘leidet’ mit.)
Jetzt konnte man noch einen kurzen, durch Lamellen beengten Blick auf die RESES der nachfolgenden CORRIDAS werfen und wurde auch schon höflich aber bestimmt aufgefordert den Bereich der CORRALES zu verlassen. Auf dem Weg nach Draussen kam man immerhin durch das dortige interessante MUSEO TAURINO und konnte dort in Ruhe alles besichtigen. Zudem durfte man auch noch hinunter in´s RUEDO steigen.
Vor der PLAZA , bekamen wir gerade noch mit, wie ein Denkmal für den nach einer CORNADA verstorbenen baskischen MATADOR Ivan Fandino enthüllt wurde.
Dieses waren unsere "taurinischen" Aktivitäten am Vormittag unseres Besuches der FIESTA NACIONAL in Bilbao.
In den nächsten Tagen geht es weiter, TEIL II, mit den Toros von Victorino Martin und den Eindrücken deutscher Aficionados, welche sich so viel Mühe machen, mit Ihrer Schilderung.