Fehlt nur eine kleine Sache, kommt alles durcheinander. Selbst gewohnt, meine Sachen zu organisieren und auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, wird mir bewusst, das dies auch bei den Toreros der Schlüssel ist. Der Kofferraum meines Toreros ist stets überfüllt. Man nimmt nicht nur eine Capa, eine Muleta, einen Degen, einen Palillo zum Training, zum Tentadero mit, sondern wenigstens drei oder vier. Jede Capote, jede Muleta hat ein anderes Gewicht, der Stoff eine andere Textur. Im Training werden fast alle irgendwann in die Hand genommen, um zu sehen, wie sich die ‘Media veronica’ mit der großen, der schweren, oder der neueren Capa ausführen lässt. Auch die Hilfsdegen haben unterschiedliche Gewichte und Längen, je nach Wind, Wetter und Geschmack, werden sie ausgetauscht.
Wie ein Mozo de Espada helfe ich die Trastos ein und auszuladen, zusammen zu falten, den Palillo in die Muleta zu montieren, reiche Degen oder auch mal die Wasserflasche. Mit der Videokamera tanze ich regelrecht um die Toreros herum, um die Ausführungen aus jedem Winkel festzuhalten. Wird etwas falsch gemacht, oder der Torero gefällt sich nicht bei einem Pase, wird sich das Ganze sofort auf dem Bildschirm angesehen und analysiert. Man versichert mir, das dies enorm hilft. Aber wehe man hat irgendetwas vergessen...
Öfter hatte er die eine oder andere Requisite ‘vergessen’. Auf dem Weg zu einem Festival fragte der Maestro ihn, welche Trajes er eingepackt habe. „Die rot - goldene und die dunkelblaue mit Gold“, lautete die Antwort. Bei einem Festival wird aber die Traje corto getragen. Man musste also wieder umdrehen und die Traje de luces gegen die Traje corto austauschen.
Ein anders Mal wollte der Matador sich vor der Corrida ankleiden, aber Manolillo meinte dass man noch viel Zeit habe. (Die Mozos helfen beim Anziehen der Montur.) Valencia, langsam nervös, forderte den Mozo erneut auf, aber dieser meinte, dass man noch genug Zeit habe. Der Maestro begab sich unter die Dusche. Von dort hörte er, das an der Zimmertür geklopft wurde. Manolillo empfing dankbar einen Angestellten des Hotels, der die Traje de luces brachte, die er in Madrid vergessen hatte.
Nach dem Ankleiden zupfte er an den Haaren des Maestros herum, um die ‘Coleta’ anzubringen und dann ging es zur Plaza. Dort angekommen bemerkte einer der Banderilleros, das Valencia keine ‘Coleta’ im Haar hatte. Man hatte sie wohl auf dem Weg verloren. Der Wagen der Cuadrilla wurde durchsucht, man raste zurück zum Hotel, aber keine Spur vom künstlichen Zopf des Toreros. Schnell lieh man sich eine bei einem Banderillero aus.
Nach der Corrida, die ein voller Erfolg für Victoriano Valencia war, wurde gefeiert. Und hier beichtete der vergessliche Manolillo seinem Maestro, das er die ‘Coleta’ zu Hause vergessen hatte. Wie man sieht, ist das Leben der Toreros sehr detailgeprägt.