Unser Maler, Miguel, hatte Zeit des Aufbruchs verpasst, und wir mussten auf ihn warten. Nach Sevilla zu fahren ist ja nicht das Problem, aber im Zentrum, in der Osterwoche jemanden irgendwo abzuholen, Parkplatz zu finden, das ist schon eine kleine Herausforderung. Besonders, wenn man nicht wie ausgemacht über ein Navigationsysthem verfügt. Auch das hatte der malende Künstler verbockt.
Recht gut im Zeitpaln kamen wir in Sevilla an. Nach einigem Nachfragen zu früher Stunde, erreichten wir den Treffpunkt, an dem Anna und Ralf warteten. Nun konnte unser Abenteuer losgehen. Auf der A 66 ging es in Richtung Portugal und in El Ronquillo ging es in die Berge. Den Weg hatte ich gut im Kopf behalten, bis auf das letzte Stück. Als wir endlich in den Landweg einbogen, die nächste Hürde. Der Regen hatte die unbefestigte Straße so ausgepült, das wir mit unserem ‘normalen’ Auto garantiert die Ölwanne beschädigt hätten. Ein Anruf bei der Ganaderia und der Mayoral ‘rettete’ uns mit seinem Geländewagen.
Mit dem Jeep ging es über teils haarsträubende Wald und Feldwege, durch kleine Bachläufe, steile Hügel herauf und steil bergab. So stöberte der Mayoral seine Herden auf, die sich im Gelände verteilt hatten. Er erzählte uns, das beim Kauf der Finca, das Wasser ein Hauptfaktor bei der Wahl war. Die Rinder brauchen frisches Wasser das ganze Jahr durch. Kleine Tümpel waren eingezäunt. Der Grund: Wildschweine sulen sich in ihnen und könnten auf diesem Wege Krankheiten unter den Rindern verbreiten. Das die Gesundheit seiner Toros ganz oben auf seiner Liste steht, merkte ich seiner besorgt klingenden Stimme an, als wir zu einer kleinen Gruppe junger Kühe kamen.
Sie standen auf einem kargen Fleckchen in der Sonne. Sie sahen etwas struppig aus, es fehlte ein wenig Fleisch auf den Rippen. Diese Gruppe würde sich stets von den andern absondern und zu dieser Stelle pilgern, während die restlichen Tiere weiter oben im saftigen Gras blieben, erklärte man uns.
Trotz wiederholtem nach Oben Treiben, stehen sie am nächsten Tag wieder Unten. Als wir oben ankamen, sah ich sofort, was für ein Unterschied die Besorgnis verursachte. Hier hatten alle glänzendes Fell, waren wohlgenährt.
Stets wachsam, entgeht den wachsammen Muttertieren keine Bewegung und sofort wendeten sie und zogen im Trab davon. Nicht das sie feige sind, aber die Sicherheit ihrer Becerras geht vor. Man sollte sich allerdings nicht darauf verlassen. Geht man zuweit, greifen sie an.
Wer als Stadtmensch nicht an das Verhalten frei lebender Tiere gewohnt ist, macht schnell mal einen verhängnisvollen Fehler. Es sei nicht das erste Mal, das man den Rettungshubschrauber anfordern musste, weil sich Radfahrer, Wanderer, Lehrer mit ihrer Schulklasse, auf einem privaten Grundstück mit den Stieren konfrontiert sahen. Überall hängen Warnschilder (Ganado bravo!), aber die werden gerne schon Mal übersehen. Dies erzählte uns der Mayoral.
Die Bäche werden geplegt, das sich selbst im trockenen Sommer noch genug findet, die Bäume beschnitten, damit ihre Erträge, unter anderem Oliven, besser werden, Buschwerk muss entfernt werden, wegen der Brandgefahr. Die Finca wurde von ihrem Vorbesitzer etwas vernachlässigt, so das er viel zu tun hat.
Gruppen die noch im Tentadero geprüft werden müssen, und die sogenannte Krankenstation. All diese Tiere werden speziell zugefüttert, je nach Zustand und Bestimmung. Bei den ‘Kranken’ handelt es sich nicht um wirklich kranke Tiere, sonder eher um solche, die nicht wie gewünscht wachsen, fressen oder sich einfach erholen müssen, darunter zwei Becerras, die Irene, die Tochter des Majorals, mit der Flasche aufziehen musste, die Mütter nahmen sie nicht an.
Mit dem Jeep so nah wie möglich heran, sind die Toros schon sehr eindrucksvoll. Auch hier lassen sie uns nicht aus den Augen, dem fotografierfreudigen Maler auf der Plattform haben wir eingebleut, sich nicht zu bewegen. Stadtmensch, schmunzelt der Majoral. Der Schäferhund ‘hütet’ uns, schirmt den Wagen von den Kolossen ab, wachsam verfolgt er jede Bewegung der Toros. Er scheit seine ‘Arbeit’ zu lieben. Keine Gelegenheit lässt er aus, um den Mayoral zu den Rindern zu begleiten. Keine Leine, kein Maulkorb, nur Freiheit und Spass an einer Aufgabe - Das nenne ich ein Hundeleben.
Wir erfahren einige Details über die wirtschaftliche Seite einer Ganaderia. Zum Beispiel, das der selbe Stier, für eine Corrida in Madrid mehr Geld einbringt, als in einer zweitklassigen Plaza. Der Preis vareiert enorm.
So langsam finden die ‘Figuras’ ihren Weg zur Ganaderia Virgen Maria. El Juli war da, Roca Rey ist angekündigt. Und schon sind wir beim Thema, denn am Nachmittag werden wir Roca Rey in der Real Maestranza sehen. Kurrioser Weise mit Toros von Victoriano del Rio, einer Ganaderia, in der der heutige Mayoral viele Jahre gearbeitet hat, bevor ihn die Sehnsuch nach seiner Heimat Andalusien, eine neue Etappe, mit der Ganaderia Virgen Maria einschlagen ließ.
Es wurde Zeit die Rückfahrt nach Sevilla anzutreten, wo der zweite Teil unseres ‘DomingoTaurino’ auf uns wartete - Die Corrida mit Ferrera, Manzanares und Roca Rey...