Sich ewig Corridas aus der Konserve anzusehen, ohne jegliche Hoffnung eine ‘live’ zu sehen, ohne sich ‘live’ mit anderen Taurinos auszutauschen - Es fehlt die Esszenz. Wenig habe ich geschrieben, mir fehlte einfach der Kontakt.
Von Croniken, welche kaum das Geschehen in den Ruedos wiederspiegeln, hatte ich genug. Genug von den ewig gleichen Cartels, ohne Rivalität, ohne Stiere die für Emocion sorgen.
Einziger Lichtblick in meiner ‘DepressionTaurino’, war Roca Rey, ein Stern der sogar im Dunkeln der Balearen leuchtete. Für ein paar Blitze sorgten Antonio Ferrera, Fortes, Diego Urdiales, Emilio de Justo, Roman und Juan Ortega. Ich gestehe, das ich mir vieles garnicht angesehen habe. Einen Indulto, der den Picador kaum gesehen hat...
In Atem gehalten hat mich auch die Kampagne für den Künstler, Maler, Miguel Hernandez Camacho, der sich mit Leib und Seele der #DespedidaPadilla verschrieben hat, ihn habe ich unterstützt wo ich es aus der Ferne konnte, mit Kontakten und Information. Viel Arbeit, welche einen vollen Erfolg zur Folge hatte. Und diese Geschichte hat noch kein Ende...
Kein Ende fand in diesem Jahr die Arbeit in Unterstützung der FundacionToroDeLidia. Nicht alles läuft so rund wie man es als Verteidiger, Aktivist der Tauromaquia wünscht, Unzufriedene Mitglieder, die man motivieren muss, Information die weitergeleitet werden will. Auch viel Arbeit im Verborgenen. Dann noch etwas Vernünftiges aufs Papier zu bringen, ging mir nicht von der Hand.
Nun, hier an den Ufern des Guadalquivier, im Coso del Pino, hoffe ich wieder einzutauchen, in die Welt der Toros und Toreros.
Ein paar Corridas des ‘Faraon de Camas’, Curro Romero habe ich per Video gesehen, nichts hat mich besonders begeistert, oder für ihn eingenommen. Aber auch um Morante ‘zu sehen’, zu verstehen, brauchte es mehr Zeit und Studium und so machte ich mich, ohne große Ambition, über das Buch her. Nach wenigen Seiten sah ich mich zurückversetzt in Zeiten, wo Hunger noch an der Tagesordnung war, Kinder arbeiteten , statt zur Schule zu gehen, und einer dieser jungen Menschen dieser Zeit, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Armut und Miseria zog. Nichts dergleichen wusste ich über Curro Romero.
Ähnlich wie seiner Zeit El Cordobes, wollte er Torero werden, weil dies der einzige Weg war, in diesen Zeiten, ein paar Peseten extra nach Hause zu bringen. Nicht die Berühmtheit lockte den Jungen aus Las Camas bei Sevilla, sondern der Wunsch, seiner Familie und sich selbst ein besseres Leben zu ermöglichen. Seine Karriere spricht für sich, darüber braucht man nicht zu diskutieren. Ich hatte das Glück ihn in der Ganaderia Torrestrella von Alvaro Domecq zu sehen. Das Monument eines Toreros. Nein, ich habe mich nicht angestellt für ein ‘Selfi’ oder Autogramm, ich habe die Präsens aus der Ferne genossen. Auch wenn mich sein Toreo (noch) nicht erobert hat, bis jetzt...
Im Buch über Curro Romero fand ich unter anderem einige Sätze über das, was die Toreros ‘Temple’ nennen. Es ist die Langsamkeit des Seins vor den Hörnern der Stiere. Dieser Moment, wo der Matador die lockenden Tücher in einer unsterblichen Langsamkeit vor dem suchenden Stier herzieht. So zumindest sollte es sein.
Leider ermöglicht heute oft diese Langsamkeit, nur ein recht erschöpfter Stier, was dann, falsch interpretiert, als Temple bezeichnet wird. Ich sehe gerne Toreros, welche in der Lage sind, den Angriff des Stieres so zu kontrollieren, das er von selbst langsamer reagiert, ohne das ihm die Stärke fehlt. Aber dies ist nur wenigen gegeben und nicht alle finden sich unter den sogenannten ‘Figuras’.
Es gab Portagayola, largas cambiadas de rodillas, chicuelinas und drei paar Banderillas, die mir den Atem stocken ließen... Und in der Muleta ist entweder kein Stier mehr ‘übrig’, oder man sieht eine Fortsetzung des Feuerwerks, Manoletinas auf den Knien, schlimmstenfalls den ‘Salto de Rana’.
Warum sehe ich die Sache so? Wo ist letztendlich diese ersehnte Emotion geblieben? Ich fand keine Erklärung, um diese Empfindungen in Worte zu fassen. Andererseits reicht mir bei einem meiner Lieblingstoreros sein Paseillo, zwei drei gelungene Veronicas gut rematado, beendet mit was auch immer, um die Plaza toreando zu verlassen. Und wenn dann der Toro noch ‘lebendig’ in der Muleta ankommt, mit all seiner Stärke, welche das lockende rote Tuch aufnimmt und reduziert zu einer Eszenz, bin ich gefangen von diesem Moment. Temple...
Wieso gelingt das fast nie diesen Toreros, welche ich liebe, für ihre Quites, für ihre Tercios de Banderillas? Curro Romero hat dies in Worte gefasst, die mir sehr logisch erscheinen. Um diese Ruhe der Bewegungen, auf den Stier zu übertragen, muss man die Ruhe selbst sein. In sich selbst ruhig und sicher. Der Toro reagiert positiv, sofern er in der Kondition ist. Und auch der Torero muss dafür präpariert sein, die Ruhe selbst eben, keine Interviews, keine Fotos und Störungen vor der Corrida. Er muss in sich ruhen können. Überträgt der Torero, mit ruhiger Führung, diese Ruhe auf den Stier, lässt sich ein Schauspiel formen, Kunst erschaffen.
Man lockt die Aufmerksamkeit des Stieres auf den ungeschützten Körper, man täuscht Bewegungen vor, um den Toro aus der Reserve zu locken, man rennt in Höchstspannung auf die Hörner zu, muss den Moment und den Punkt genau treffen, in einem Sekundenbruchteil. Und den Toro so täuschen, das man ohne Cornada davon kommt. Nicht so einfach, das erfordert viel körperliche Kontrolle, Nerven und Fitness, wie ein Hochleistungssportler. Hat nun dieser Torero dieses Adrenalin angereicherte Tercio hinter sich gebracht, wie soll er nun die Ruhe finden, zwischen dem Brindis und dem Wechsel zu Muleta, des dritten Teils der Corrida? Beinahe unmöglich.
Mit ‘Vollgas’ geht es weiter, auf den Knien, oder wie auch immer, der Adrenalinspiegel verlangt nach Nahrung, keine Zeit um der Sache müde zu werden, langsamer zu agieren, alles verlangt diesen heftigen Ritmos, diese ‘Locura’, diese Verrücktheit, hier ist keine Zeit für ‘Temple’, wie Curro Romero ihn vermitteln wollte und hat.
Leider werden sie immer seltener, die wahren Artisten, wie zu ihren Zeiten ein Curro Romero, ein Rafael de Paula oder Antonete. Und auch die Riege der Guerreros, der 'Haudegen' lichtet sich. Antonio Ferrera sucht sein Heil in der Kunst, ohne Banderillas zu setzen, Padilla feiert Abschied, El Fandi hat auch schon Dienstjahre hinter sich und selbst Manuel Escribano hat wenige Cartels. Der Nachwuchs schielt in Richtung der Figuras, mit ihren ewig gleichen Toros, Stilen und Kollegen...