Ich nahm meinen Platz im Tendido früh ein, schon 2 Stunden vorher. Es kribblete richtig, so sehr nahm mich die Atmosphäre gefangen. Gespannte Erwartung las ich in den Gesichtern der Aficionados, welche die Tendidos bis ‘zur Bandera’ füllten, Entadas waren schon seit Tagen vergriffen . Die Fanfaren erklangen, an diesem sonnigen Nachmittag. Zuerst kamen Chover und der erfahrene El Juli ins Ruedo. Nanu, wo ist Roca?
Eine halbe Minute später trat dann eine drahtige, grazile Figur, lila gekleidet, stolzen Schrittes ins Ruedo.
Ein Fotografen-Pulk baute sich vor ihm auf. Die beiden anderen Toreros schienen nur die Diener dieses Reys zu sein. (Anmerkung: Wenn ein Torero sich bewusst ist, das dies seine ‘Vorstellung’ ist, kann er sich getrost so Etwas leisten - Roca Rey ist unumstritten die ‘Figura’ des Momentes.)
Als Roca zur Brindis beim ersten Toro ins Zentrum schritt, brandete tosender Aplaus auf, eine Senora schrie Roca, Roca... So habe ich das bisher noch nicht erlebt, das einer schon mit soviel Vorschusslorbeeren bedacht wird.
Roca lässt wie gewohnt zu Beginn den Toro hinter seinem Rücken passieren, und schon spielt die Kapelle. Er nimmt sich viel Zeit, schaut sich immer wieder genau an, in wie weit der Toro zur Mitarbeit bereit ist. Führt ihn sehenswert langsam mit rechter und linker Hand an sich vorbei.
Was mir auffällt seit ich ihn vor knapp 2 Jahren das letze Mal in Madrid gesehen habe ist, das er nochmal an Ausstrahlung, Sicherheit und Qualität dazugewonnen hat. Er lässt den Toro gegen Ende nochmal ‘Mirada a los tendidos’ passieren, die Menge jubelt ihm zu. Leider misslingt der Abschluss, aber zu gut die Faena, Oreja.
Das hat der Veranstaltung gut getan, doch die anderen beiden Toreros können nicht davon profitieren.
Also hängt es weiter an Roca, der Veranstaltung Glanz zu verleihen, und der liefert wie gewohnt!
Mit Chiquelinas empfängt er den 5. und lässt gegen Ende die Capa vor dem passierenden Toro einfach auf den Sand des Ruedos fallen, sieht cool aus, wieder jubeln die Menschen in den Rängen.
Was er dan abzieht ist einfach nur grosse Klasse, welche Geduld er mit diesem Tier hat, wartet immer bis der Toro bereit ist, nur nicht überfordern, wir müssen ja zusammenarbeiten.
Roca spaziert im Ruedo herum, mit seinen typischen Gesten, auch hier drängt sich mir der Vergleich mit Jose Tomas auf. Sobald der Toro wieder aufnahmebereit ist, führt er ihn wieder im Kreis herum, ich habe Angst das dem Toro schwindlig wird. Zum Abschluss Bernadinas, nicht ganz so die sonstigen gefährlich nahen Bernadinas, welche einem den Atem stocken lässt, aber reicht locker für die Puerta grande! Zwei Orejas, das Publikum ganz entusiastisch.
Dort tragen sie Roca Rey zum Auto, sie reißen ihn fast von den Schultern, wollen Fotos, wollen ihn nicht gehen lassen, wie ein Popstar entschwindet er in der Nacht, eskortiert der Transporter von mehreren Polizisten, welch ein Gigant....
Anmerkung: Ich bin immer wieder fasziniert, wenn mir, wie hier, Dank unseres ‘Reporteros Michael, das Ambiente geschildert wird. Fern des Geschehens, vor dem Bildschirm, ist dies nicht das Gleiche. Aber Toreros wie Roca Rey, verursachen sogar vor der Mattscheibe Gänsehaut. Ich bin gespannt was Michael uns über die Corrida mit Maestro Ponce und Paco Urena erzählen wird, das Publikum dürfte ein anderes sein... (Fortsetzung folgt!)
El Juli, der den verspäteten Einmarsch des ‘Reys’ gewiss als Fehlen des Repekts seiner Person ansehen wird, musste an diesem Tage eine Niederlage einstecken. Nicht das er ‘schlecht’ war, aber gegen die ‘Rocistas’ kam er nicht an. Ungewohnt für ihn.
Jesus Chover bekam eine Alternativa, von der man nur träumen kann, als Novillero ohne großen Namen. Leider hat er die Chance, seiner Karriere einen grandiose Wendung zu geben nicht nutzen können. Manchmal ist es nicht das Intelligenteste, sich gleich mit zwei Legenden des Toreo zu messen... Es sei denn man heißt Andres Roca Rey.