Wenn man sich die Karrieren der ganz großen Toreros der Vergangenheit ins Gedächtnis ruft, ist man, bei aller Verehrung die ein Manolete, ein Belmonte oder ein Joselito, heute, Jahre nach ihrem Tod erfahren, erstaunt, wie man diese Figuras zu ihren Lebzeiten beschimpft hat. Verlief eine Corrida nicht so, wie es sich der zahlende Aficionado vorstellte, trafen nicht nur die geworfenen Sitzkissen den Torero, sondern auch die deftigen Flüche der Zuschauer den Akteur. Mehr als ein Stierkämpfer hat sich gedacht, das man erst aufhört ihn zu beschimpfen, wenn er den Tod durch die Hörner eines Stieres findet. Am 15. Mai vor 95 Jahren fand ein solcher Stierkampf in Madrid, Las Ventas statt. Das Publikum, aufgebracht aus verschiedenen Gründen, beschimpfte die Figuras aufs gröbste. Einer brüllte „ Zehntausend Peseten für einen Quite? Ladron, Dieb!“ Ein anderer wünschte einem der Toreros den Tod, am folgenden Tag in Talavera de la Reina... So geschehen an diesem Nachmittag in Las Ventas in einer Corrida mit Juan Belmonte, Joselito und Sanchez Mejias. Die angesagte Ganaderia war an diesem Tag die von Jose Bueno, der mit den Stieren des Marques de Albaserrada, heute Victorino Martin, dort bestehen sollte. Aber seine Toros, zu spät angeliefert waren in schlechtem Zustand, so das man sie gegen die Murubes von Carmen de Frederico austauschte. Die Aficionados schon vorher aufgebracht wegen der extra erhöhten Eintrittspreise, und dem Fehlen Joselitos am 16.Mai, wegen eines Auftritts in Talavera, geriet außer sich. Schon als die Matadores im Patio de Cuadrillas standen, wurden sie als Diebe und Betrüger beschimpft. Belmonte soll sich einen der Schreihälse gegriffen haben und ihm gesagt haben, das, wenn man ihn für einen Dieb halte, solle man doch zur Polizei rennen. Diese musste sich am Ende einbringen, um schlimmeren Aufruhr zu verhindern. Man wollte die Figuras Joselito und Belmonte mit den schon damals als gefährlich geltenden Albaserradas sehen, nicht mit den Murubes. Man stelle sich dies zur heutigen Zeit vor: Jose Tomas, Morante und Manzanares, angesagt mit Miuras, man hat über 100.- €uros für einen Platz bezahlt, hat wohl möglich sogar eine Dauerkarte kaufen müssen um bei diesem Event dabei zu sein und dann kommen die Toros von einer Ganaderia Nullachtfünfzehn. Ich wäre auch stinksauer, Morante hin, JT her. 1920 , am 15. Mai war man sehr erbost. Zu allem Unglück ließen die Murubes auch kein schönes Toreo zu, auch die Toreros waren nicht froh mit all dem. Die beiden, Juan und Jose, waren nicht glücklich mit diesem Publikum, welches sie als feige beschimpfte, welches ihnen die Schuld am Wechsel der Ganaderia gab. Und welches sie am Ende für die schlechte Qualität der Tiere verantwortlich machte, da auch drei Murubes, wegen Schwäche und Defekten, zurück in den Coral mussten. In einem Moment im Callejon, soll Joselito zu Belmonte gesagt haben: „Hör mal Juan, ich denke wir sollten Madrid für eine Saison den Rücken zukehren. So wütend wie das Publikum ist, kommt noch der Tag an dem wir nicht heil aus der Plaza kommen. Jeden Tag verlangen sie mehr von uns, aber mehr können wir ihnen nicht bieten. Lass uns Madrid für eine lange Saison vergessen.“ Belmonte soll geantwortet haben:“ Du hast Recht, wenn das so weiter geht, bleibt uns nichts anderes übrig“. Aus dem Tendido 10 soll der verhängnisvolle Ausruf gekommen sein.“Asi te mate manana un toro en Talavera...“. Am folgenden Tag, dem 16.Mai 1920 tötete der Toro Bailaor, der Ganaderia der Viuda de Ortega einen der größten Toreros des Jahrhunderts. Jose Gomez Ortega, „ Joselito El Gallo“
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COLINColin C. Ernst, geb. in Deutschland, lebt in Spanien. Aficionada practica. Ehemalige freie Mitarbeiterin der Ganaderia Victorino |