Toreros, irgendwie zeitlos. Uns hat es die Zeit vergessen lassen. Stundenlang
haben wir die Schwünge der Capas auf uns wirken lassen, die Pinselstriche der
Muleta im Sand, mit den Augen nachgezogen. Es war faszinierend. Das Auge , bald geschult, erkennt Unterschiede in den Pinselstrichen… Unterschiede, in den zeitlupenartig ausgeführten Schwüngen der Capa. Wer bewegt die Handgelenke eleganter? Welche Konsequenzen hat das Bewegen eines Stofffetzens, vor den Augen und Hörnern eines Stieres? Das Beobachten des Trainings, besonders wenn man es Wochenlang verfolgen kann, lässt einen viel über die Menschen lernen, die sich den Stieren stellen. Man lernt einzuschätzen, wer sich eifrig dem Training hingibt, wer sich nur in Form hält, für einen Anruf der nicht kommt, wer eine Corrida zu bestreiten hat. Man bekommt einen tiefen Einblick in das tägliche Leben dieser besonderen Menschen, deren Freunde und Familien. Für mich sind diese Menschen mit nichts zu vergleichen, es ist eine andere Welt. Wenn ein junger Torerolehrling, einem Maestro grüßt, das gleicht einem lässigen Staatsakt. Respekt liegt in der Luft. Ordentlich gekleidete junge Menschen, zollen Respekt, bis zu den Haarspitzen. So etwas sieht man in der heutigen Zeit selten.
Ein anderes Kapitel ist für viele Toreros in der Plaza, der ständige Balanceakt, zwischen Freundschaft und Rivalität. Man trainiert täglich, oft seit Jahren zusammen. Man hilft sich gegenseitig, Im Toreo de salon simuliert einer den Stier und greift den anderen an, dann wird sich abgewechselt.
Es bilden sich gewisse Duos, während andere ständig wechseln. Aber dies tut dem Eifer keinen Abbruch. Dann gibt es die Truppe der „Lehrer“, die jedem
mit Rat und Tat zur Seite stehen, überhaupt, hört fast jeder jedem zu, wenn es um Verbesserungsvorschläge geht. Ist ein erfolgreicher Torero anwesend und trainiert, hört einer nach dem anderen auf, um den Maestro zu zusehen. Um zu lernen und zu bewundern, neidlos. Dies ist auch etwas, was uns auffiel. Auch wenn einer den anderen manchmal beneidet, weil er eine sich eine schönere Traje leisten kann, wird den Maestros nichts geneidet, es ist überhaupt nicht relevant, ob dieser ein neues Auto , oder ein tolles Haus hat. Hier zählt allein das, was dieser Mensch in der Plaza geleistet hat. Veronicas werden bewundert, das dominieren eines schwierigen Stieres förmlich in sich
aufgesogen.
sprechen sie darüber, als hätten sie eine Medaille bekommen. Wir würden höchstens verschämt darüber sprechen. Aber es ist keine Angabe, oder nach Mitleid heischen, es ist ein Stolz, so wie es vielleicht, zu antiken Zeiten üblich war, seine Kriegsverletzungen mit Stolz zu zeigen. Bedenkt man, das die Tradition des Stierkampfes, die Verehrung des Stieres, wenn auch in ganz anderer Form, schon in der Antike bestand…, bedenkt man die Lebensumstände und alles was drum herum geschieht, beginnt man zu verstehen. Ich habe das Gefühl erst am Anfang des wirklichen Verstehens der tauromaquia und dieser Kultur zu stehen.
Gracias, Dank Sanlucar und den Menschen dort kann ich nun noch tiefer in dieses Mysterium eintauchen… Und vieles gesehene, gelernt und empfundene, wird mich ein Leben lang begleiten, mir helfen und mich anspornen. Wir werden Eloy Hilario unterstützen. Er hat uns gezeigt, das er es wert ist. Er unterscheidet sich in Vielem , von seinen Kollegen, was nicht heißen soll, das er viel besser ist. Aber sein ganzes Benehmen, uns gegenüber, im Miteinander mit den Anderen im Training, seine Einstellung zum Leben und zum Stierkampf, machen den Unterschied aus. In seinem Leben spielen I-Pad und Facebook kaum eine Rolle. Alles was er macht und tut, hat irgendetwas mit seinem Wunschziel zu tun, ein „Torero de verdad“, ein wirklicher Torero, zu werden. Ein Torero, der nicht nur aus künstlerisch schönen Schwüngen mit der Muleta besteht, sondern Einem, der kämpfen kann. Eleganz bewundert er, aber er sieht die Kunst als schöne Beigabe, ein „Extra“ für das Publikum . Eine schöne Faena, welcher selbst genießen kann, wenn er den Stier dominiert und der Stier es ihm erlaubt. Eloy hat noch dieses alte Kämpferblut in den Adern, was ich mitunter bei den modernen, gefeierten Figuras vermisse. Finanziell unterstützen können wir ihn nicht, aber meine Kontakte können ihm nützen. Falls ein geneigter Leser ebenfalls Interesse hat, etwas für diesen jungen Mann zu tun, alles ist hilfreich, Kontakte zu Empresarios, Gandaderos, ich würde mich freuen.