? Wie geht es weiter, bei der Suche nach einem vielversprechenden Torero?
! Campuzano nimmt den Schützling nun mit ins Campo, vielleicht zu einem Tentadero. Hier kann er sehen, über welche Kapazität der Schüler verfügt. Hier ist die Anforderung eine andere. Hier muss dieser zeigen, das er den Anforderungen, Ausführungen und Aufforderungen des Ganaderos, des Züchters, folgen kann. Denn hier wird nicht er geprüft, sondern die Tiere, welche für die zukünftige Zucht Verwendung finden. Hier stellen sich andere Aufgaben, als in der Schule erlernte Techniken auszuführen. Hier kann ein Torero-Apoderado sehen, ob und wie er den Toro versteht. Kann der Junge die Distanzen richtig einschätzen? Kennt er die Terrains der Tiere?
Große Erfahrungsschätze birgt der Kontakt zu den Stieren. Und schon sind wir bei einem Thema angelangt, welches Kapitel füllen würde. Man spürt seine Begeisterung für den Toro. Er hat sich zeitlebens mit ihm befasst. Wie ich bei den Pferden, weiß er genau was er vor sich hat, wenn er einen Stier sieht. Er beobachtet wie er sich bewegt, was viele Aufschlüsse bringt. Er sieht wie das Tier reagiert, was für ein ‘Gesicht’ es hat, wie es schaut. Und natürlich auch, wie es seine Waffen, die Hörner bewegt, gebraucht und wie sie gewachsen sind. Im Campo einer Becerra oder einem Stier gegenüber zu stehen ist auch wichtig für die Entwicklung des Lernenden. Hier, frei von Druck, Regeln und Zeit, kann sich ein wirklicher Dialog zwischen Mensch und Tier entwickeln. Und dies dient der Evolution eines Toreros.
! Und tatsächlich hätte auch er gerne für seine Schützlinge die Stiere, welche für Triumphe geeignet sind.
Ein Tier das bravo ist, über Nobelessa verfügt, Emotion überträgt. Aber er steht auch dazu, das ein Torero zu Beginn seiner Karriere alles nehmen muss, was man ihm anbietet. Dazu muss der Torero aber über das Wissen verfügen.
Jede Ganaderia, jede Encaste hat eine andere Form anzugreifen, die Embestida. Als Torero hat Tomas Campuzano viele Erfolge mit den Victorinos und mit den legendären Miuras gefeiert, und weiß das diese mehr als nur unterschiedlich im Comportamiento, in ihrem Benehmen sind. Die Miuras schildert er mir, als sehr intelligente Schnelldenker. Ein Toro, der den Torero schneller durchschaut als jeder andere. Ständig präsent, erlaubt es dem Gegner nicht, einen Moment zu entspannen, er erlaubt keinen Fehler. Also etwas für höchste Ansprüche.
Als Apoderado wünscht er sich natürlich Stiere, die seinem Torero erlauben zu triumphieren. Und da sieht er klar die domecqschen Zuchten vorne. Sie zeigen viel klarer, wie sie angreifen, lassen einem Zeit, den nächsten Pase vorzubereiten, kurz, sie sind tatsächlich geeigneter für das Lucimiento des Toreros. Mir hat der Maestro sehr klar definiert, wo die Unterschiede bei der Encaste Miura, Atanasio oder Saltillo liegen, ein weiteres spannendes Kapitel, über welches wir uns lange unterhalten haben.
? Wie kommt man an die Tientas, und an die Novilladas, Corridas für seinen Torero?
! Dies sei sehr schwer und zeitaufwendig, gesteht er.
Durch seine gute Verbindung mit den Ganaderos, ist es ihm gegeben, für gut 20 Tentaderos sorgen zu können, sofern sein Schützling sich geschickt angestellt hat.
Um an Cartels zu kommen muss man mit den Empresarios verhandeln, was eine schwierige Sache ist, besonders wenn man einen recht unbekannten Jungen vorstellt . Der Markt ist voller Toreros, die Gelegenheiten in der Plaza zu stehen, eher begrenzt. Man ruft an, oder trifft sich und bietet seinen Torero an. Heißt, es wird viel geredet, Videos und Websites werden präsentiert und man kann von Glück reden, wenn am Ende ein Vertrag zu stande kommt. Bei den Verhandlungen in den Despachos, den Büros der Empresarios geht es natürlich auch um die Bezahlung. Es darf nicht sein, das ein Junge, der bereit ist sein Leben in die Waagschale zu werfen, auch noch dafür bezahlen muss. Und es muss auch noch genug Geld übrig sein um Reise und die Cuadrilla zu bezahlen.
!!! Wie die tägliche Arbeit des Apoderados aussieht, kann man Morgen, im dritten Teil nachlesen.