Talavante, TACO.
In der letzten Woche hatte NADADOR, aus der Ganaderia Benjumea, das Glück, bei der Auslosung der Toros an El Cid zu geraten, der mit seiner Erfahrung und seinem Können dem sehr guten Stier die Rückkehr auf heimische Weiden zu ermöglichte. Die Ganaderia beherbergt Stiere der Zuchtlinie Nunez de Cuvillo, dem Vater des jetzigen Besitzers. Die Ganaderia gehörte um 1919 Joselito „El Gallo“, vorher war sie Eigentum der Familie Benjumea und Dona Isabel Benjumea, die Mutter des aktuellen Besitzers, kaufte das Hierro im Jahr 2000. Seither residieren dort die Cuvillos.
Einen weiteren Indulto gab es in Arganda del Rey bei Madrid. Der Novillero Jose
Garrido errang diesen Triumph mit einem Novillo der Ganaderia Juan Pedro
Domecq.
Wiedermal fragt sich der Aficionado, ob diese Begnadigungen gerechtfertigt sind. Hier ein Auszug des Reglamento taurino, welches die Normen für eine Begnadigung festlegt: In Arenen der ersten u. zweiten Kategorie, kann ein Stier, oder Novillo, begnadigt werden, wenn er seine Angriffslust und seine Bereitschaft zur Mitarbeit in allen Phasen der Corrida ausnahmslos bewiesen hat. Der Präsident kann die Begnadigung gewähren, wenn die Mehrheit des Publikums und der Torero dies fordern und der Präsident sich diesbezüglich mit dem anwesenden Züchter oder Majoral der Ganaderia besprochen hat. Vorausgesetzt, der Züchter will den Stier zur Zucht verwenden.
Auszug aus dem Reglamento taurino, in spanisch:
En las plazas de primera y segunda categoría, cuando una res,
toro o novillo, por su trapío y excelente comportamiento en todas las fases de
la lidia, sin excepción, sea merecedora del indulto, al objeto de su utilización
como semental y de preservar en su máxima pureza la raza y casta de las reses, el Presidente podrá concederlo cuando concurran las circunstancias de que sea solicitado mayoritariamente por el público, que lo solicite expresamente el diestro a quien haya correspondido la res y, por ultimo que muestre su conformidad el ganadero o mayoral de la ganadería la que
pertenezca.
El comportamiento de la res y la calidad en la ejecución de la suerte de varas
serán determinantes para la concesión de premios a la res y, en su caso,
para la concesión del indulto.
Der letzte Satz, sagt aus, was das Reglament für das Tercio de varas, also die
Präsentation des Tieres am Pferd/Picador verlangt. Das Tier soll sich
entschlossen dem Picador gestellt haben…, was ich bei einem halbherzigen,
schonenden Pinchazo, wie grade bei den letzten Indultos sah, in Frage stelle.
Am Freitag in Villacarrillo, lehnte der Züchter Victorino Martin den Indulto ab,
nach dem das Publikum die Begnadigung, den Indulto forderte. Warum?
Der Ganadero selektiert seine Deckstiere bereits früh im Campo, er bestimmt, welcher Stier durch seine Abstammung, Mut und Tapferkeit die Zucht verbessern kann. Selten entgeht dem geschulten Auge Victorinos eine Perle seiner Zucht. Grade sogenannte „geschlossene“ Ganaderias, wie Miura, Victorino oder Prieto de Cal, können nicht jeden tapferen Stier für die Zucht gebrauchen, müssen sie doch zu starke Inzucht vermeiden. Anders sieht es bei der Ganaderia Juan Pedro Domecq aus.
Neben den „Juan-Pedros“ haben die zahlreichen Verwandten, Söhne und Neffen eigene Ganaderias, die auf der gleichen Basis züchten. So kann man schon mal einen Deckstier untereinander tauschen. Oder verkaufen, denn weltweit werden Toros aus dieser Blutlinie gezüchtet, oder eingekreuzt.
Was ich in Frage stelle, ist das Begnadigen eines Toros, der sich nicht wie üblich , zwei Mal dem Picador gestellt hat. Was ist denn mit der Ausdauer und Tapferkeit, wenn ein Stier das nicht durchhält...
Schließlich sieht man oft genug, die unschönen Bilder eines Toros, der nach zweimaliger Konfrontation mit Picador und drei Paar Banderillos,
nach Luft schnappt und sich kaum noch zur Mitarbeit mit der Muleta aufrafft. Nun kann ihn zwar der künstlerisch veranlagte Torero schön langsam zitieren und herrliche Figuren vorführen, aber von einem Stierkampf ist im Grunde keine Rede mehr.
Anders mit den Ganaderias, die auf Härte geprüft werden, wie eben Miuras
oder Victorinos, die bis zum letzten Moment, mit geschlossenem Maul angreifen und versuchen ihrem Widersacher den Gar aus zu machen. Da hat dann so mancher „Künstler“ seine liebe Mühe und Not, um ohne Verletzungen aus diesem Schauspiel hervorzugehen und Trophäen einzuheimsen. Zum Leidwesen vieler Toristas und Züchter bevorzugen die sogenannten Figuras, die Startoreros, eher die leichte Variante, die sie oft noch im Terzio de varas schonen, um dann mit Capa und Muleta glänzen zu können. Nur wenige Toreros sind heutzutage so gut, das sie einen Stier erziehen können oder schnell entscheiden können, ob sie den Stier lange arbeiten können, ohne das er sich am Ende verausgabt hat. Maestros wie Ponce oder El Cid sind Profis, aber den jungen Nachwuchstoreros gelingen solche Meisterstücke selten. Das es vom züchterischen Standpunkt aus nicht grade zu empfehlen ist, schwächere Vatertiere zu verwenden, dürfte auf der Hand liegen.
Sonst könnte man ja bald jedwede Milchrinderrasse in die Arena schicken, sofernsie denn Hörner hat. Oder man ändert die Corrida gleich so, das man sich den Part des Picadors und den der Banderilleros spart – wobei wir wieder beimgewöhnlichen Rind wären. Ein Toro bravo ist ein wildes Tier, ähnlich wie ein Tiger. Letzterer wird im Zirkus dressiert und von Privatbesitzern zahm gehalten (Krallen und Zähne gestutzt…). Aber er hat trotzdem nichts mit
unserer Hauskatze zu tun… Um den Toro bravo und damit die Fiesta brava zu erhalten, sollten die Verantwortlichen, sowie auch die anwesenden Zuschauer sich bewusst sein, das sie mit ihrer Petition auch eine Verantwortung tragen. Sie entscheiden mit, über Leben und Sterben, im wahrsten Sinne des Wortes.
Zum Ende noch ein Kuriosum aus dem Hause Victorino Martin. Sein in Vitigutino von Esau Fernades begnadigter Stier, ist nicht unbedingt eine Schönheit, wie die meisten Exemplare dieser Ganaderia.
Die Hörner haben eine merkwürdige, etwas unschöne Form, "Bizco" genannt, wie hier auf dem Foto zu sehen. Das war wohl der Grund, warum ihn der Züchter zu den Stieren gestellt hat, welche für die Corridas vorgesehen waren. Aber Esclavino hat zum Glück bewiesen, das er, neben seinen krummen Hörnern, noch über ausgezeichnete Qualitäten verfügt. Victorino Martin wird ihm ausgesuchte Kühe zuführen, die ein besonders schönes Gehörn haben, um diesen Defekt bei den Nachkommen zu korrigieren. Ich werde mich persönlich von seinen Zuchterfolgen überzeugen.
(Fotos Victorino Martin.com